A u d i o s k r i p t

 

 

Stefan Geiger

 

 

10. Stefan II - Gruppe

 

 

 

Neue Muster

 

 

 

 

Bad Dürkheim

 

 

aufgezeichnet von Werner Fuchs, geschrieben von Christine Fuchs

 

 

N e u e  M u s t e r

 

Seid gegrüßt, liebste Freunde, in dieser vertrauten Runde!

 

Wir wollen heute die Idee, die Position und diesen Bewußtseinspunkt des inneren Beobachters weiter ausbauen und aktivieren. In den  i n n e r e n  B e o b a c h t e r  zu gehen, diese Position des Beobachtenden während des Tages einzunehmen, heißt, sich ein Stück weit aus den automatischen Reaktionsmustern zu distanzieren, die ein Mensch oft halb bewußt an den Tag legt. Es bedeutet herauszugehen mit einem Teil des Bewußtseins und eben aus dieser geringen Distanz heraus wahrzunehmen, in welcher Situation man sich befindet und wie man selbst und wie gegebenenfalls der andere handelt und agiert.

 

Dieser Abstand, der nicht groß sein muß, aber doch eben ein bewußter Abstand und ein bewußt wahrnehmender Abstand ist, führt dazu, daß man sich selbst besser kennenlernt, daß man ein Verständnis von sich entwickelt, von seinen eigenen psychischen Strukturen, von seinen emotionalen Mustern und von seinen gedanklichen Systemen, in denen man als Mensch denkt, reagiert und handelt.

 

Ein solches  V e r s t ä n d n i s  und Wissen ist außerordentlich wichtig. Nur, wenn ihr versteht, warum ihr so oder so reagiert, warum ihr in einer bestimmten Situation unsicher, ärgerlich, freudig, verletzt, berührt oder aggressiv seid, wenn ihr das tatsächlich versteht, dann besitzt ihr die Möglichkeit aus diesem Beobachter heraus, aus diesem Bewußtseinspunkt oder Wahrnehmungspunkt heraus diese inneren Muster zu durchschauen und euch selbst zu verändern.

 

So könnt ihr z.B. wahrnehmen, daß ihr in bestimmten Situationen immer wieder ähnlich reagiert oder gar, daß euch bestimmte Situationen immer wieder begegnen. Vielleicht merkt ihr: 'Aha, so etwas Ähnliches habe ich schon einmal erlebt'. Diese Arbeit kann der innere Beobachter leisten, wenn ihr diese Position einnehmt, wenn ihr euch tatsächlich dafür entscheidet, euch selbst immer wieder aus einer kleinen Distanz heraus zu beobachten oder auch im nachhinein zu reflektieren. Wenn euch dann in eurem Verhalten, in euren Reaktionen  W i e d e r h o l u n g e n  auffallen, dann könnt ihr gewiß sein, daß euer Verhalten aus einem inneren System heraus entsteht.

 

Und um dieses  i n n e r e  S y s t e m  geht es, das gilt es zu durchleuchten, zu durchforsten und, wenn ihr wollt, zu verstehen, um in einem tiefen Verstehen die Kraft aus diesem Denk- und Handlungssystem nehmen zu können. Denn oftmals entsteht ein bestimmtes Reaktionsmuster in der Vergangenheit, z.B. in der Kindheit, wenn sich ein kleines Kind ein Muster zu reagieren zulegt, um sich selbst zu schützen, weil es sich nicht anders zu helfen weiß oder einfach weil es bestimmte Reaktionsmuster von den umgebenden Personen z.B. den Eltern oder Geschwistern übernimmt, weil sie in der Familie üblich sind.

Diese  M u s t e r  sind in der Tat eine Art Einstieg in diese Welt hinein. Sie sind, wenn ihr geboren werdet, noch nicht in der Weise vorhanden, sondern sie entstehen in den ersten Lebensjahren. Nun trefft ihr nicht zufällig auf diese Muster, sondern ihr habt ganz bewußt die Familie oder den Ort gewählt, wo ihr aufgewachsen seid, um eben mit solchen Mustern umgehen zu lernen, um die Realität solcher Muster und auch die Komplexität und die Auswirkungen kennenzulernen, um überhaupt die Auswirkungen von inneren psychischen Systemen kennenzulernen.

 

Die Muster, die ihr in der Kindheit entwickelt habt, machen oft in eurem jetzigen Alltag keinen Sinn mehr. Sie sind im Grunde eher hinderlich, und deswegen ist unser Ratschlag, diese Muster, wenn ihr sie denn entdeckt, genau zu untersuchen und zu versuchen sie zu verstehen und dann auch aus ihnen herauszutreten.

 

Diese Muster haben im Laufe der Zeit eine eigene innere Kraft entwickelt, sich mit Energie aufgeladen, denn das ist das Interessante dabei, solche Muster bestätigen sich immer selbst. D.h. innere Strukturen werdet ihr in eurem Außen wiederfinden. Ihr kennt diese Idee. Das, was ihr in euch tragt als Glaubenssätze, als Vorstellungen, genau das dazu Passende wird euch  i m            A u ß e n  begegnen. D.h. innere Muster oder Systeme werden dadurch stärker, daß ihre Realität, ihre Wirklichkeit im Außen tatsächlich sichtbar wird. Und darin kann, wenn man so will auch etwas Verhängnisvolles liegen. Wenn es einem nicht gelingt, das System zu durchschauen, dann kann man sich darin verwickeln, so, wie das so mancher Mensch tut.

 

Wenn ihr z.B. manche alte Menschen anschaut, die versteinert, vielleicht bösartig sind, dann ist sichtbar, daß sie keine Flexibilität mehr besitzen. Eine typische Alterskrankheit, auch körperlich, ist nicht flexibel zu sein, nicht mehr beweglich zu sein, und diese Unbeweglichkeit des Körpers im Alter kommt nicht durch das Alter allein, sondern sie kommt durch eine geistige Unbeweglichkeit, die dadurch entstanden ist, daß sich jemand immer tiefer verstrickt hat in seinen Systemen.

 

Wenn man nun in der Lage ist, ein System in sich zu erkennen, und vielleicht auch noch die Ursache eines solchen Systems, z.B. den Zeitpunkt der Entstehung wahrzunehmen, dann kann man sich relativ einfach umentscheiden und sagen: 'Ich möchte so nicht mehr reagieren', und kann in Übungen neue Verhaltensmuster aufbauen, neue Vorstellungen in sich kreieren.

 

Wenn solche Verhaltenssysteme durch psychische Verletzungen in der Kindheit entstanden sind, was tatsächlich sehr oft der Fall ist, braucht mancher Mensch eine  i n n e r e  V e r s ö h n u n g , z.B. mit den Eltern oder ganz allgemein mit den Menschen, die einem eine solche Verletzung zugefügt haben. Eine solche Versöhnung kann dadurch entstehen, daß man mit den Menschen, die einen verletzt haben, einen inneren Dialog führt aus der Idee heraus, sie verstehen zu wollen, z.B. bei Eltern verstehen zu wollen, warum sie mit ihrem Kind so umgegangen sind.

 

Wenn man wirklich verstehen kann, daß vielleicht auch die Eltern hilflos waren und es nicht anders wußten, als mit diesem Kind so umgehen, dann kann man von einem Verhaltenssystem, das auf diesem Schmerz basiert, ablassen und sich neue Muster suchen oder sich einfach in Freiheit begeben.

 

Solche  n e u e n  M u s t e r  wollen wir heute mit euch aufbauen. Das können Verhaltensmuster oder auch einfach Erlebnismuster sein. Was wollt ihr erleben? Wofür seid ihr bereit in eurem Leben? Wenn ihr euch innen entscheiden wollt für etwas Neues, ist es ganz wichtig, daß ihr mit eurem Innersten, man könnte auch sagen, mit eurem innersten Herz oder Wissen, in Verbindung steht. Das heißt, daß es einen Kontakt gibt zwischen euch als bewußt handelndem Wesen und eurem inneren Wissen, damit ihr euch für etwas entscheiden könnt, daß tatsächlich für euch stimmig ist. Was ihr euch wünscht, was ihr in eurer Vorstellung für euer Leben kreieren wollt, sollte tatsächlich zu euch und eurem Wesen passen.

 

Und dafür ist es notwendig in einen entspannten, relaxten Zustand zu gehen.

 

 

 

Ü b u n g

 

Das wollen wir jetzt mit euch machen und euch bitten, eine bequeme Position einzunehmen.

 

Geht nun in euren Beobachter, indem ihr einfach euren Atem beobachtet! Nehmt wahr, daß euer Körper atmet! Spürt ganz genau hin, wie euer Körper atmen möchte, ob ihr vielleicht einmal tief Luft holen wollt! Experimentiert ein bißchen mit eurem Atem!

 

Beobachtet, wie ihr atmen müßt, damit sich euer Körper entspannen kann! Probiert ein wenig! Holt vielleicht ein paarmal tief Luft und spürt, was passiert, wenn ihr tief Luft holt!

 

Gähnt vielleicht, wenn euch danach ist! Vielleicht wollt ihr euren Körper auch noch einmal strecken oder etwas die Schultern bewegen. Spürt, beobachtet, was braucht euer Körper im Moment und laßt die Körperimpulse zu!

 

Geht ganz aufmerksam durch euren Körper! Nehmt alles genau wahr! Spürt, ob euer Körper etwas braucht! Seid ganz achtsam! Beobachtet ganz genau, geht die einzelnen Körperstellen durch! Wie fühlt sich euer Körper an? Geht langsam - ihr habt jetzt Zeit - geht langsam durch euren Körper durch! Beginnt vielleicht bei den Füßen und achtet immer wieder auf euren Atem!

 

Jetzt stellt euch vor, ihr schließt euch an eine kosmische Energiequelle an, an ein heilendes Licht oder an ein energetisierendes, lebendig machendes Licht und stellt euch vor, ihr öffnet euer Kronenchakra oben am Kopf, und ihr laßt dort von diesem Licht hineinfließen! Laßt es zuerst in den Kopf und dann laßt dieses Licht sich ausbreiten in eurem ganzen Körper! Spürt, wohin es fließen möchte, an welcher Stelle vielleicht diese Energie besonders gut tut!

Laßt zu, daß diese Energie in eurem Körper die Zellen belebt, auflädt, heilt, daß Energien ausgeglichen werden in eurem Körper!

 

Dann stellt euch vor, wie das Licht aus eurem Körper heraus austritt und um euren Körper herum eine Lichtkugel oder eine Energiehülle bildet, in der ihr euch befindet!

 

Nun macht euch bereit für die eigentliche Übung!

 

 

Wir wollen euch nun bitten, euch innen drin anzuschauen. Wie erlebt ihr euch gegenüber anderen Menschen in euren Alltagssituationen? Schaut aus dieser Entspannung heraus euch jetzt Situationen an, Alltagssituationen mit anderen Menschen!

 

Fragt euch, wie geht es euch in diesen Situationen! Ihr könnt, wenn ihr wollt, auch einen bestimmten Konflikt oder ein bestimmtes Gefühl anschauen, das in solchen Situationen immer wieder auftaucht.

 

Was begegnet euch mit anderen Menschen immer wieder? Welche Gefühle, welche Verhaltensweisen tauchen immer wieder auf? Schaut euch euer Leben an! Schaut genau hin!

 

Gibt es Empfindungen, Verhaltensweisen, die sich wiederholen?

 

Wenn ja, guckt die verschiedenen Situationen an! Vergleicht sie miteinander!

 

Nun fragt euch, fühlt ihr euch wohl so in diesen Situationen oder wäret ihr lieber anders. Wollt ihr lieber anders fühlen, anders mit Menschen umgehen können?

 

Fragt euch, welcher Glaubenssatz, welche Idee steht hinter eurem Verhalten? Fühlt ihr euch wertvoll oder machtlos oder hilflos?

 

Welche Idee über euch selbst steckt hinter eurem Verhalten?

 

Jetzt fragt euch, wie wollt ihr lieber sein! Was würde besser zu euch passen, welches Verhalten, welche Gefühle? Spürt genau in euch hinein! Vielleicht probiert ihr Verschiedenes aus in eurer Vorstellung. Wie könntet ihr sein? Wie könntet ihr reagieren oder agieren? Was paßt wirklich zu euch?

 

Welche innere Haltung, welche innere Wertschätzung wollt ihr von euch selbst einnehmen? Wie könnte ein positiver Glaubenssatz sein, der für euch stimmt, z.B. ich bin wertvoll oder ich bin gut oder ich bin liebevoll, wie auch immer.

 

Schaut in euch hinein, was paßt zu eurem gewünschten Verhalten!

 

 

Wenn ihr ein anderes Verhalten in euch verankern wollt, dann müßt ihr euch immer wieder daran erinnern und dies in einer solchen Übung wiederholt bekräftigen, innerlich unterstützen, euch vorstellen und die Glaubenssätze, die dazu passen, innerlich wiederholen, annehmen und in euch tragen. Das geht nicht von allein. Ihr müßt euch dafür entscheiden, daß ihr euch verändern wollt, und ihr müßt dieser Entscheidung konsequent treu bleiben, d.h. innerlich verstärken und innere Bilder, die dazu passen, in euch bewegen, z.B. beim Einschlafen euch an diese Veränderung, die ihr vornehmen wollt, erinnern und sie innerlich bekräftigen.

 

In einer anderen Übung haben wir geschaut, woher und wann ein bestimmtes Muster entstanden ist. Das könnt ihr tun. Ihr könnt Verhaltensmuster bis in die Kindheit verfolgen, um wahrzunehmen, wann sie entstanden sind. Aber das ist eine andere Übung.

 

 

Jetzt habt ihr noch die Möglichkeit zu schauen und zu spüren innerlich, welche Veränderung im Innen oder auch im Außen würde noch zu euch passen. Schaut einmal, was ihr noch gerne verändern würdet in eurem Leben, in eurer Wohnung, wo auch immer, was stimmig wäre für euch!

 

Nutzt diesen entspannten Zustand, um kreativ zu sein, um neue Aspekte in euer Leben zu bringen. Was würde euer Leben bereichern? Was würde euch wirklich innen drin glücklich machen? Was könnte das sein? Spielt damit herum! Probiert Verschiedenes aus und beobachtet, wie sich die Vorstellung anfühlt!

 

Seid euch bewußt, ihr seid der Schöpfer eures Lebens. Was wollt ihr erschaffen ? Wie soll euer Leben sein? Was paßt zu euch?

 

Und nun fragt euch noch, ist es notwendig, Entscheidungen zu treffen, um dahin zu kommen, wo ihr hinwollt, um das zu erreichen, was zu euch wirklich paßt! Welche Entscheidungen müßt ihr dafür treffen? Was müßt ihr klären? Was müßt ihr vielleicht hinter euch lassen?

 

Denkt immer wieder daran, ihr seid der Schöpfer eures Lebens! Mit euren inneren Bildern, mit euren Glaubenssätzen, mit euren Ideen erschafft ihr euer Leben. Auch mit euren Gefühlen erschafft ihr euer Leben. Das, wo ihr eure Gefühle hineinlegt, das verstärkt ihr. Erinnert euch immer wieder daran!

 

Ihr seid der Schöpfer eures Lebens und ihr seid gerade dabei, diesen Prozeß des Erschaffens zu erlernen. Deswegen seid ihr hier. Ihr seid hier, um zu lernen, wie man Dinge erschafft, wie man ein Leben gestaltet, erschafft. Ihr seid hier, um zu lernen, wie ihr eure eigene Realität erschafft. Erinnert euch immer wieder daran!

Das ist das Ende der Übung. Kommt ganz langsam wieder zurück! Laßt euch Zeit!

Wir möchten dann noch die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen.

 

 

 

F r a g e n

 

Nun, wer hat eine Frage?

 

Teilnehmer: Ja, ich habe eine Frage. Es erscheint mir so leicht, einen Zustand, der mir sehr gut gefällt, in einer Übung wie dieser herzustellen und in das Gefühl hineinzugehen und das klar zu sehen und mich gut zu fühlen, das fällt mir leicht. Aber das wirklich zu realisieren im Leben, das ist, als ob da eine Riesenkluft dazwischen ist.

 

Stefan II: Mmhm...! Nun die jetzige Übung, was euer Verhalten anbetrifft, ist nicht gemeint dazu, daß ihr euch im Kontakt mit einem anderen Menschen kontrolliert und auf eine bestimmte Weise verhaltet. Das würde künstlich wirken, unecht und dann seid ihr nicht im Fluß. Der Sinn dieser Übung, auch des zweiten Teiles ist, innere Energien aufzubauen, d.h. innere Muster aufzubauen, innere Gefühle zu erzeugen, die in sich eine Realität und eine Kraft haben, das Äußere zu verändern.

 

Wir sagen es noch einmal: Ihr erschafft mit euren inneren Bildern, Gefühlen, Mustern, Gedanken, Ideen eure Umwelt, euer Alltagsleben. All das was ihr erlebt, euren Körper, den ihr habt, all das ist hervorgegangen aus euren inneren Mustern und Strukturen. Der Körper z.B. ist ein exaktes Abbild dessen, was ihr seid. Euer Leben ist, wenn man so will, ein Spiegel dessen, was ihr seid, was ihr in euch tragt.

 

Zu diesen Übungen, zu inneren Vorstellungen gehört immer so etwas wie ein  i n n e r e s             V e r t r a u e n , daß das, was ich in mir trage, sich irgendwann ganz gewiß im Außen zeigen wird. Ein solches Vertrauen ist wichtig, ein Vertrauen auf die innere Kraft, auf die Kraft der Bilder, der Gefühle und das Vertrauen auf die eigene Kontinuität, d.h. auf die Fähigkeit, das, wofür man sich entschieden hat, innerlich tatsächlich zu halten, innerlich in sich zu tragen und innerlich immer stärker werden zu lassen. Das ist das, was ihr tun müßt.

 

Wenn ihr eine Idee habt, die ihr realisieren wollt, dann muß diese Idee in euch wachsen können. Sie muß Platz haben in euch. Sie muß sich ausbreiten können, und ihr müßt diese Idee am Leben erhalten, lebendig werden lassen in euch. Und das erfordert eine Kontinuität, das erfordert auch eure Kraft und euren Willen und eure Entschiedenheit. Ihr braucht dafür aber auch ein Vertrauen, ein Vertrauen, daß es gar nicht anders sein kann, wenn ihr die Ideen mit Gefühlen unterstützt vehement und entschieden in euch tragt, , als daß sie im Außen sichtbar werden.

 

Wenn du sagst, daß es schwierig sei, Dinge im Außen entstehen zu lassen, dann hat es manchmal damit etwas zu tun, daß jemand auf der einen Seite Ideen in sich trägt und diese Ideen virulent innerlich lebt und auf der anderen Seite aber noch Gefühle und Glaubenssätze vorhanden sind, die dem aber widersprechen, alte Muster, die dagegenwirken, z.B. Muster von geringem Selbstvertrauen, so daß da innere Kräfte sind, die gegeneinander arbeiten und die, wie z.B. in deinem Falle, auch Angst hervorrufen.

 

Da gibt es dann eine wachbewußte Ebene, in der bestimmte Ideen lebendig sind und am Leben erhalten werden, gefüttert werden, mit Gefühlen unterstützt werden, und es gibt aber innen drin eine Ebene oder alte Muster, die noch etwas ganz anderes sagen. Sie basieren oder tragen in sich ein geringes Selbstbewußtsein, ein Gefühl von Schwäche oder Wertlosigkeit. Solche Ideen müßt ihr in euch selbst aufstöbern, d.h. ihr müßt sie in euch selbst wahrnehmen. Wir sind hier wieder bei dem Beobachter. Ihr müßt sie in euch selbst beobachten.

 

Macht die Antwort einen Sinn für dich?

 

Ja, weil am Tag da sind diese Bilder kräftig, und nachts kommen dann eher solche Gegengefühle. D.h. das sind dann alte Muster.

 

Genau! Da entsteht so etwas in deiner Persönlichkeit wie eine Spaltung, noch nicht deutlich, aber da sind einfach gewisse Teile in dir, die gegeneinander arbeiten. Es wäre wichtig, daß es so etwas gibt wie eine Harmonisierung, d.h. daß der eine Teil den anderen kennt, daß du beide Teile genau kennst, daß du die Ursachen der alten Muster begreifen, verstehen kannst, um sie lassen zu können, um den alten Mustern die Kraft, ihre Gültigkeit zu nehmen.

 

Nun gibt es noch eine Frage?

 

Teilnehmer: Also ich hätte da noch eine Frage, und zwar diese alten Muster, die hängen ja viel damit zusammen mit der Erziehung und mit der Kindheit, die man früher mal hatte, und das hat sich derart fest eingeprägt in das jetzige Wesen. Wie kann man da vielleicht seine eigenen Kinder davor schützen? Man versucht sie ja auch zu erziehen und manchmal frage ich mich: Ist das richtig, wenn ich meinem Sohn sage, er soll jetzt lieber den Mund halten als sich zu wehren, so wie es bei mir jetzt z.B. war.

 

Stefan II: Nun, solange ihr euren Kindern Vorschläge macht, ist das völlig in Ordnung, aber es muß für die Kinder klar sein, daß es Vorschläge sind, daß es keine Gebote oder Verbote sind. Es ist wichtig, daß ihr die Integrität eurer Kinder wahrt, d.h. es gibt in eurem Kind einen Teil, der ist unantastbar. Da dürfen Kinder nicht verletzt oder bestimmt werden, d. h. es gibt einen Teil, bei dem sie immer selbst entscheiden müssen, was sie tun.

 

Wenn du deinem Kind einen Rat gibst, ist das völlig in Ordnung. Wenn du es aber ablehnst dafür, daß es deinen Rat nicht befolgt, dann wird es schwierig. Es ist wichtig, daß Kinder ihre Handlungen selbst bestimmen können und daß Kinder für das, was sie tun, nicht grundsätzlich verachtet oder bestraft werden.

 

Wenn ihr sagt, daß ihr etwas nicht in Ordnung findet, was ein Kind macht aus dem oder jenem Grund, dann ist das eine passende angemessene soziale Kommunikation, wobei es wichtig ist, daß ihr als Eltern eure Meinung zum Ausdruck bringt eurem Kind gegenüber. Gleichzeitig behandelt ihr euer Kind als selbständiges Wesen, indem ihr eure persönliche Meinung sagt,

 

Wenn das aber dahin geht, daß ihr das Kind kränkt und verletzt oder bestraft, dann zerstört ihr die Integrität. Das heißt es ist wichtig, den Kindern Achtung entgegenzubringen, sie zu achten als selbständige Wesen, ihnen zwar die Meinung zu sagen, aber sie nicht zu verletzen. Man kann sagen: 'Das oder jenes hast du nicht gut gemacht, weil so und so und so...'.Aber wenn ihr sagt: 'Du bist dumm, du bist völlig unfähig! Was hast du da wieder gemacht?' dann habt ihr das Kind verletzt in seinem Wesen, dann habt ihr die persönliche Integrität angegriffen. Dann ging es nicht mehr um die Sache, die das Kind gemacht hat, sondern es ging um sein Wesen. Da ist es verletzt worden auf diese Weise. Verstehst du den Unterschied?

 

Ja, sehr gut! Danke!

 

Teilnehmer: Ich hatte bei dieser Übung und auch bei der letzten, als ich sie heute noch einmal machte, wieder ein Thema einer nicht verbaler Auseinandersetzung mit meinen Eltern, wo ich geschwiegen habe aus Angst vor Strafe, und da war ich noch sehr sehr klein, und ich weiß einfach nicht, wie ich an die Ursache da weiter zurückkommen kann. Denn da existierte diese Angst bereits. Da ist einfach keine Erinnerung mehr da.

 

Stefan II: Nun, du kennst das. Wir haben auch schon einen solchen inneren Dialog miteinander gemacht. Man kann in einer solchen Situation in einen inneren Dialog gehen mit den Eltern, sich in die Situation als Kind hineinversetzen, dann als Kind überlegen, wahrnehmen, was hätte das Kind gebraucht von seinen Eltern und dann in einem inneren Dialog die Eltern bitten oder fragen, sie damit konfrontieren.

 

Die Eltern existieren als Muster in euch. Wenn da Ärger ist euren Eltern gegenüber oder ihr verletzt seid, dann ist das erst einmal etwas in euch. Ihr seid verletzt worden von den Eltern, diese sind aber in euch und mit ihnen könnt ihr einen inneren Dialog führen.

 

Ihr könnt euch mit den Eltern, die in euch sind als Bilder, als Vorstellungen versöhnen, indem ihr euch mit ihnen austauscht, indem ihr sie z.B. fragt, warum sie so gehandelt haben oder einfach nur hinschaut oder sagt, was ihr gebraucht hättet von euren Eltern, was ihr euch gewünscht hättet und dann schaut, wie dieses innere Bild von den Eltern darauf reagiert.

Ihr treibt dies solange, bis da ein Verständnis in euch entstanden ist, bis ihr dieses Bild der Eltern verstehen könnt und bis diese Eltern, die als Bilder in euch sind, euch verstehen, und in dieser Versöhnung kann ein solcher Konflikt aufgehoben werden. Da ist es nicht notwendig, an den allerersten Anfang zu gehen, sondern es reicht, wo du jetzt bist.

 

Das war meine Frage. Das kann ich machen. Das ist klar. Aber es ist dann nicht erforderlich, die vorausliegende Verletzung, die also schon offensichtlich dagewesen ist, die auch noch zu finden, das ist dann nicht erforderlich

 

Das ist nicht erforderlich. So etwas entsteht ja auch allmählich.

 

Teilnehmer: Geht das nicht, daß ich das einfach hinter mir lasse und mir einfach nur neue Muster immer wieder bilde, die mir gefallen, ohne daß ich mich mit dem Alten auseinandersetze?

 

Stefan II: Wenn du diese innere Flexibilität besitzt, dann ist das möglich. Wenn du das lassen kannst, dann steht dem nichts im Wege. Das ist grundsätzlich möglich, und es gibt auch Menschen, die das können. Nur es gibt einfach auch Menschen, die das nicht können, die die innere Auseinandersetzung brauchen. Probiere es einfach aus! Setze einfach neue Muster fest, neue Glaubenssätze, bestärke sie und beobachte, was passiert!

 

Teilnehmer: Ich habe im Zusammenhang mit der Karlsruher Gruppe auch schon versucht, neue Muster bzw. neue Gefühle aufzubauen, auch über einen längeren Zeitraum, sozusagen mit täglicher Übung, und ich muß sagen, es ist mir nicht schwer gefallen, diese Übungen zu machen, aber ich habe dann nach einer Zeit festgestellt, daß das offensichtlich alles immer noch nicht reicht, daß sich nichts verändert, also daß dieser unbewußte Gefühlstopf so riesengroß ist, daß man da immens viel hineinfüttern muß, damit überhaupt erst einmal ein Gleichgewicht entsteht, geschweige denn, daß es umschlägt in die andere Richtung, die man haben möchte. Ist das so? - Ich habe dann teilweise auch wieder aufgegeben, weil es mir in der Situation so schien, daß es zuviel an Energie gekostet hätte, das zu verändern.

 

Stefan II: Die alten Muster, wie wir bereits sagten, haben ihre eigene Kraft. Jedes Muster besitzt seine eigene Kraft, und es gibt alte Muster, die einfach dadurch sehr viel Kraft besitzen, daß sie sehr alt sind und auch sich selbst immer wieder bestätigt finden in der Außenwelt, so daß es schwierig ist, sie einfach zu ersetzen. Und in deinem Fall, da du auch noch körperliche Schmerzen hast, die dich immer wieder in Verbindung bringen mit diesen alten Mustern, ist es noch schwieriger. Du rutschst über den Körper einfach immer wieder in die alten Muster hinein.

 

So kann ein Prozeß, indem man das Alte anschaut und mehr Verständnis für das entsteht, was man in sich trägt an Mustern, an Konflikten eine Lösung bringen. Eine innere Aussöhnung kann stattfinden zwischen den Teilen, die Schmerz empfinden und den Teilen, und das sind meistens die Eltern, die diesen Schmerz euch zugefügt haben.

Das wäre dann in dem Falle der schnellere Weg oder der Weg, der einfacher zum Ziel führen würde?

 

Das würden wir bei dir sagen. Es ist auch eine Frage des Interesses. Ihr seid hier, wie wir sagten, um zu lernen, Realität zu erschaffen, euch selbst zu erschaffen, euer Leben zu erschaffen, und indem ihr diese alten Dinge anschaut, versteht ihr etwas über euer Leben, ihr versteht, wie Dinge zustande gekommen sind. Dadurch wächst euer Bewußtsein. Das ist auch ein Bewußtwerdungsprozeß dessen, was ihr seid, darüber wie ihr entstanden und gewachsen seid und euch entwickelt habt.

 

Teilnehmer: Würdest du sagen, daß man Kinder nie bestrafen sollte?

 

Stefan II: Was, meinst du, ist der Sinn einer Strafe?

 

Ja, ich denke eine Grenze zu setzen und daß etwas erlernt wird!

 

Es ist immer wichtig, in der einzelnen Situation wahrzunehmen, wo sich ein Kind befindet. Wenn ein Kind sich z.B. ungerecht bestraft fühlt, dann hat die Strafe keinen Sinn. Denn das Kind fühlt sich ungerecht behandelt und wird nicht verstehen, es wird nur verbittern. Wenn ein Kind aber versteht, worum es geht, ist keine Strafe notwendig, denn es versteht.

 

Wenn das Kind aber noch nicht verstehen kann, weil es zu klein ist?

 

Dann wird es auch eine Strafe nicht verstehen, liebster Freund!

 

Da ist etwas Wahres dran!

 

Es wird vermutlich dann das Verbotene lassen, weil es entsteht ein inneres Muster, wenn ich das tue, werde ich bestraft, aber es entsteht auch so etwas wie: das Kind kann nicht mehr so sein wie es ist. Es kann nicht mehr seine Energien einfach sprudeln lassen, sondern es entsteht in dem Kind ein Muster, das sagt, wenn ich einfach meine Lebensenergien spontan sprudeln lasse, dann werde ich bestraft.

 

Also kann ich das wirklich so allgemein sagen, man soll Kinder nicht bestrafen?

 

Nun, wir sehen keinen Sinn darin. Wenn du einen Sinn findest, sind wir gerne bereit, darüber noch einmal zu reden.

 

Teilnehmer: Aber ich will jetzt mal ein Beispiel geben: Mein ältester Sohn, der hat, als er klein war, immer unseren Hund gequält, warum weiß ich nicht, er hat ihn an den Haaren gezogen, an den Ohren gezogen, der Hund hat nie etwas gemacht. Ich habe ihm das immer wieder gesagt, er soll es nicht tun, das tut dem Hund weh. Als er es trotzdem immer wieder getan hat, habe ich ihn auch einmal an den Haaren gezogen so, daß er es gespürt hat. Von dem Zeitpunkt an hat er das Tier in Ruhe gelassen.

 

Ich habe darin schon einen Sinn gesehen, daß ich ihm da gezeigt habe, das tut dem Hund genauso weh wie dir jetzt. Er hat halt auch geweint, er hat das schon gespürt.

 

Da fragt sich natürlich, ist das tatsächlich eine Strafe. Man könnte auch sagen, es ist eine Handlung, die dem Kind zeigt, was es denn tut mit dem Hund. Das Kind konnte diese Handlung, das An-den- Haaren-Ziehen verstehen, in Zusammenhang bringen mit dem, was es selbst tat.

 

Bei Strafe ist das manchmal nicht der Fall, Strafen haben manchmal keinen Zusammenhang. Wie du sagst, in solchem Fall, macht das einen Sinn. Aber hättest du vielleicht diesen Jungen irgendwo eingesperrt, dann hätte er keinen Zusammenhang gesehen, dann wäre die Strafe sinnlos gewesen, weil er diesen Zusammenhang nicht versteht. Das ist das, was wir meinen. Sind wir uns da einig?

 

Ja!

 

Dann wollen wir uns hiermit verabschieden und wünschen euch viel Mut zur Veränderung bis zum nächsten Mal.