A u d i o s k r i p t

 

 

 

Stefan Geiger

 

 

 

16. Stefan II - Gruppe

 

 

 

Spielerischer Ausdruck von Gefühlen

 

Bad Dürkheim

aufgezeichnet von Werner Fuchs, geschrieben von Christine Fuchs

Seid gegrüßt, liebste Freunde, in dieser erweiterten Runde!

 

Wir wollen uns heute mit dem Ausdruck von Energien und insbesondere von G e f ü h l e n beschäftigen. Wenn man sich bewußt ist, daß man seine Realität selber erschafft, und außerdem bedenkt, daß die Gefühle die stärksten Energien sind, die euch zur Verfügung stehen, um eure Realität zu gestalten, dann sieht man, wie wichtig es ist, sich über folgende Fragen Gedanken zu machen: Wie bringe ich meine Gefühle zum Ausdruck? Wie lasse ich meine Energien fließen? Welche Muster gibt es in mir? Welche Hemmungen gibt es in mir? Welche Gefühle kann ich frei und jederzeit erzeugen und fließen lassen und bei welchen Gefühlen geht das nicht? Bei welchen Menschen fühle ich mich gehemmt?

 

Viele Menschen haben nur ein relativ  g e r i n g e s  S p e k t r u m  an Gefühlen, bringen andere Gefühle, die im Grunde auch zu ihnen gehören oder gehören würden, je nachdem, wie man das sieht, überhaupt nicht oder nur sehr wenig zum Ausdruck und schränken sich dadurch extrem ein. Sie behindern den freien Fluß von Gefühlen und dadurch den freien Fluß von Energien, die wiederum den freien Fluß eurer erzeugten Realität mit sich bringen.

 

Andere Menschen tragen Gefühle in sich und bringen sie nur ganz wenig zum Ausdruck oder        u n t e r d r ü c k e n  sie, weil sie der Meinung sind, daß sie in einer Situation oder einem Menschen gegenüber nicht passend sind. Sie halten die Gefühle zurück, obwohl sie kraftvoll wären oder vielleicht auch weil sie kraftvoll sind, bauen dadurch innerlich eine Barriere auf und schränken sich ziemlich radikal ein, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

 

Unterdrückte Gefühle rumoren oft innerlich, sie sind da, werden nicht zum Ausdruck gebracht und es entsteht so etwas wie ein Gefühlsball, ein  G e f ü h l s k n o t e n  innerlich, der immer, wenn er angesprochen wird, sich meldet, rumort, und dem Menschen, wenn er ihn nicht zum Ausdruck bringt, das Leben schwer macht. Er ist irritiert durch die eigene Gefühlskraft, die in ihm ist und mit der er nicht umzugehen, die er nicht einzuordnen und nicht so zu handhaben weiß, daß der innere Druck abgebaut werden kann und die vorhandenen und schon angesammelten Energien in Fluß gebracht werden können.

 

Wie gesagt, die Gefühle sind eure stärksten und  k r a f t v o l l s t e n  E n e r g i e n , wenn ihr daran denkt, eure Realität zu gestalten. Bei vielen Menschen fließen die Gefühle unbewußt, sie können den Fluß der Gefühle nicht regulieren, steuern, und wiederum viele Menschen erleben den Fluß der eigene Gefühle ganz zwanghaft. Gefühle tauchen auf, und sie erleben dieses Auftauchen als unpassend, als nicht einordnungsfähig, als irritierend. Denkt daran, diese irritierenden Gefühle sind diejenigen Energien, die euer Leben gestalten. Deshalb ist es von größter Bedeutung, sich den Fluß seiner eigenen Gefühle genau anzuschauen, zu spüren, was fließt da in mir, wie fließt es und wann und wie kann ich den Fluß unterstützen, den ich für vorteilhaft und sinnvoll halte, den ich haben möchte.

 

Bewußt und freiheitlich sein Leben zu gestalten bedeutet, sich auch bewußt mit seiner Gefühlswelt, dem Fluß und dem Ausdruck seiner Gefühle zu befassen und für das, was da auftaucht, Verantwortung zu übernehmen, um verantwortlich und bewußt die eigene Realität mit Hilfe dieser Gefühlskräfte steuern und lenken zu können.

 

Wir wollen euch dafür eine  Ü b u n g  zeigen, die es euch erlaubt, in mehr freier, freiheitlicher Weise mit Gefühlen umzugehen, Gefühlsfluß zu erleben, in spielerischer Weise Gefühle zu erzeugen und um die Freiheit, die ihr tatsächlich besitzt, nach freiem Ermessen Gefühle zu erzeugen, kennenzulernen.

 

Diese Übung geht ein klein wenig in die Richtung von  S c h a u s p i e l . Ein Schauspieler tut etwas Ähnliches. Er spielt inneres Erleben, er spielt Gefühle, er spielt eine andere Person und deren Gefühle, ist sich dabei des spielerischen Aspektes bewußt und nutzt diesen und die Freiheit, die er darin hat, normalerweise auf der Bühne innerhalb einer vorgeschriebenen Rolle. Aber man sieht daran, daß es möglich ist, daß man es üben und lernen kann, seine Gefühle freiheitlich zum Ausdruck zu bringen. Das bedeutet nicht , daß wir wollen, daß ihr schauspielert in der Weise, daß ihr nicht das zeigt, was in euch ist.

 

Diese Übung hat den Charakter einer  R e i n i g u n g . Sie versetzt euch in die Lage, alte Energien herauszulassen, fließen zu lassen und damit die verschiedenen Kanäle, durch die eure Gefühlsenergien nach außen treten, zu reinigen, sie sozusagen in Schwung zu bringen, um dann diese freien Kanäle zu gegebener Zeit nutzen zu können. Außerdem erweitert diese Übung das Spektrum eurer Gefühlsqualitäten.

 

Viele Menschen begrenzen sich und nennen nur ganz bestimmte, immer wieder auftauchende, gewohnte Gefühle als ihr eigen und andere sind ihnen fremd. In dieser Übung könnt ihr lernen, auch solche Gefühle zum Ausdruck zu bringen, die euch nicht so nah oder ungewohnt sind. Die Erweiterung dieses Spektrums an Gefühlsqualitäten, an neuem Energiefluß versetzt euch in die Lage, auch im Alltag und in passenden Situationen neue Gefühle zu erzeugen, auszuprobieren und anzuwenden, wenn ihr versteht, welche Gefühle welche inneren Energien unterstützen, und wenn ihr versteht, welche inneren Energien welche Ereignisse und Begebenheiten in eurer äußeren Realität erzeugen.

 

Nun laßt uns mit der Übung beginnen!

 

 

 

 

                                                            Ü b u n g

 

Räkelt euren Körper ein wenig, bewegt die Schultern und den Kopf! Spürt, wie sich euer Körper im Moment bewegen möchte, welche Teile gestreckt werden möchten! Gähnt, wenn euch danach ist! Holt tief Luft! Räkelt euch! Laßt alte, aufgestaute Körperenergie durch tiefes Ein- und Ausatmen herausfließen und seid dabei ganz frei!

 

Dann schließt die Augen und macht es euch bequem im Sitzen oder Liegen, ganz wie ihr möchtet!

 

Spürt in euren Körper hinein, nehmt ihn wahr!

 

Macht euch innerlich bereit für diese Übung! Werdet ganz aufmerksam nach innen! Kommt mit eurem Körper, mit eurem Bewußtsein ganz in das Hier und das Jetzt! Nehmt diesen jetzigen Moment wahr und seid mit eurer Aufmerksamkeit ganz hier!

 

Spürt euren Körper, spürt, ob ihr noch einmal tief einatmen oder gähnen wollt! Laßt euren Körper sich entspannen und begleitet ihn ganz wachbewußt dabei! Euer Körper entspannt sich, läßt los und euer Geist, euer Bewußtsein bleibt ganz wach, wird klar und wach!

 

Macht euch bereit für eine Reise zu euch selbst, zu euren inneren Gefühlen! Macht euch bereit, eure Gefühle auf neue Weise kennenzulernen und zu erzeugen, sie zu beobachten, euch selbst zu beobachten bei dem, was jetzt kommt!

 

Seid ganz wach, nehmt euren Körper wahr! Nehmt wahr, wo euer Körper aufliegt, wo er die Erde, den Stuhl berührt!

 

 

Dann erinnert euch an ein Ereignis, das euch freudig gestimmt hat, bei dem ihr fröhlich und voll           F r e u d e  wart! Laßt diese Freude in euch aufsteigen! Schaut da genau hin! Laßt euch jetzt ein auf diese Freudigkeit, Fröhlichkeit! Atmet sie ein!

 

Schaut ganz genau, womit ist Freudigkeit, Fröhlichkeit verbunden. Laßt diese Freudigkeit auftauchen! Gebt euch der Freudigkeit hin! Laßt sie dasein! Sagt ja zu ihr! Laßt die Gefühle zu!

 

Experimentiert damit! Spielt! Wie ist es, freudig zu sein, diese Gefühle in sich zu fühlen? Spielt einfach damit! Schauspielert innerlich!

 

Experimentiert! Probiert! Welche Regungen sind da? Wie könnt ihr das vertiefen? Intensiviert! Übertreibt innerlich, spaßeshalber!

 

Dann laßt diese Art von Gefühlen wieder los! Atmet vielleicht wieder tief ein, laßt sie los! Geht wieder in einen neutralen Zustand von neutraler innerer Ruhe und Wachsamkeit!

 

 

Nähert euch jetzt dem Gefühl von  Ä r g e r ! Nähert euch vielleicht einer Situation, die euch ärgerlich machte, und dann seht, was Ärger bedeutet! Zieht euch auf diese Ärgerlichkeit zusammen, dieses Enge, Verbohrte!

 

Spürt vielleicht die Wut, die damit verbunden ist! Atmet, als ob ihr wütend wärt! Spürt die Enge und die Kraft von Ärger! Spielt damit! Spielt mit den Qualitäten, die da sind! Seht die Bilder, die dazu auftauchen!

 

Dann verabschiedet euch wieder von dieser Energie, diesem Gefühl! Atmet noch tiefer ein! Laßt das los! Geht wieder in einen neutralen, wachsamen Zustand! Laßt den Ärger hinter euch, laßt ihn gehen!

 

 

Öffnet euch dann für Gefühle von  L u s t i g k e i t , von Albernheit! Erinnert euch an Situationen, die sehr lustig, sehr spaßig, fröhlich waren, wo ihr lachen mußtet! Laßt den Schalk in euch auftauchen, den spaßigen, lustvollen, lustigen, und spielt mit ihm, frei innerlich! Vergeßt alle Ernsthaftigkeit und laßt euch auf das Alberne, Lustige ein, fröhlich, lustig, leicht! Blödelt innerlich!

 

Lacht, grinst innerlich! Spielt, probiert das aus, nehmt euch diese Freiheit! Denkt euch Blödsinn aus! Denkt an alberne Situationen, an Komik!

 

Dann laßt auch davon wieder ab! Laßt auch diese Gefühlsqualität hinter euch! Atmet wieder einmal tief ein! Laßt das von euch abfallen, laßt es hinter euch und geht wieder in diesen neutralen, wachsamen Zustand! Spürt die Energie, die da fließen kann!

 

 

Jetzt laßt euch auf Gefühle von  A n g s t  ein! Schauspielert Angst zum Spaß als Experiment! Stellt euch vor, ihr habt Angst! Spielt, als ob es bedrohlich wäre! Nehmt wieder diese Enge wahr innerlich! Geht da hinein, erfahrt diese Angst als intensive Gefühlsqualität! Wie fühlt sich das an? Spürt das!

 

Dann laßt auch davon wieder ab! Laßt die Angst los, atmet wieder tief ein! Laßt diese Enge los! Geht da heraus! Laßt es Erinnerung werden! Werdet wieder frei, neutral, wachsam!

 

 

Laßt euch jetzt allmählich auf Gefühle von  L i e b e  ein! Denkt an Situationen, wo ihr geliebt habt, wo ihr verliebt wart! Erinnert euch daran und dann laßt diese Gefühle aufsteigen! Geht möglichst intensiv da hinein!

 

Öffnet euer Herz! Atmet tief ein, wenn euch danach ist und empfindet Gefühle von Liebe so intensiv wie möglich, Liebe zu Menschen, Liebe zu einem bestimmten Menschen, Liebe zu Pflanzen, Tieren, zur Erde! Öffnet euch für diese intensive Gefühlsqualität, das liebevolle Annehmen, das liebevolle Sichverbundenfühlen mit dem, was man liebt! Freut euch an eurer Liebe! Spielt auch mit Selbstliebe!

 

Dann laßt auch dieses Gefühl hinter euch, verabschiedet euch von diesen Gefühlsqualitäten! Seht, wie energiereich sie sind und kommt wieder zurück zu dem normalen, wachsamen, zu dem neutralen Zustand in euch!

 

 

Jetzt geben wir euch die Möglichkeit, noch selbst zu experimentieren. Geht noch einmal in eines dieser Gefühle oder in alle ganz kurz oder schaut, ob es noch ein Gefühl gibt, in das ihr hineingehen wollt! Entscheidet euch und experimentiert mit Gefühlsqualitäten! Laßt euch auf sie ein und geht dann wieder heraus! Nehmt die Intensität und die Unterschiedlichkeit wahr!

 

Und dann verabschiedet euch auch wieder von diesen Gefühlsqualitäten! Atmet tief ein, wenn euch danach ist, und geht wieder in den neutralen, wachsamen Zustand, in dem ihr einfach da seid!

 

Das ist das Ende der Übung. Bewegt langsam wieder euren Körper und kommt ganz langsam wieder hierher zurück! Laßt euch Zeit! Atmet tief, streckt euch!

 

 

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Nun, ihr könnt diese Übung in den verschiedensten Situationen machen, ganz bewußt mit Kassette, aber auch während des Alltagsgeschäfts, wenn ihr euch nicht auf irgend etwas konzentrieren müßt, z.B. beim Spazierengehen oder wenn ihr gemütlich irgendwohin fahrt oder abends im Bett oder beim Geschirrspülen. Indem ihr euch auf verschiedene Gefühlsqualitäten einlaßt, legt ihr euch eine neue innere Flexibilität und Freiheit zu. Ihr könnt alte angestaute Gefühle zum Ausdruck bringen, herauslassen, wenn ihr dies wollt, auf spielerische Weise wie gesagt.

 

Wenn dies nicht einfach funktioniert und wenn dies manchmal nicht so leicht geht, hängt das damit zusammen, daß ihr Gefühle in euch tragt, die ihr zurückgehalten habt. Wer seine Gefühle und mitunter auch heftige Gefühle zurückgehalten hat, dem fällt es schwer, frei Gefühle zu wählen, wer z.B. seinen Ärger über lange Zeit zurückhält, dem ist es fast unmöglich, Freudigkeit zu empfinden, denn wenn er sich für seine gefühlvolle Seite öffnet, nimmt er immer nur Ärger wahr, diesen alten ewig unterdrückten Ärger. So jemand könnte z.B. zuerst mit diesem Ärger experimentieren und ihn spielerisch fließen lassen und dann zu anderen Gefühlsqualitäten übergehen.

 

Wir möchten hier nun die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen, zu diesem Thema, zu dieser Übung, wie auch immer.

 

 

 

                                                            F r a g e n

 

Teilnehmer: Gut, ich möchte eine Frage stellen, Stefan, und zwar ist die Macht ja doch sehr stark, wenn unfreundliche Menschen einem begegnen. Ich konnte mich in das Gefühl jetzt nicht sehr gut hineinfinden, mußte an eine andere Situation denken, also Begegnung immer und immer wieder in verschiedensten Formen. Ich weiß also bis heute nicht, wie ich das abfließen lasse und auch loslasse. Ich will mich nicht mehr ärgern!

 

Stefan II: Was glaubst du, warum ärgerst du dich? Warum machen dich bestimmte Menschen ärgerlich?

 

Warum? Vielleicht ist es ein Teil von einem Schwachpunkt.

 

Ja, sie verletzen dich, treffen vielleicht einen schwachen Punkt in dir, oder diese Menschen tragen etwas in sich, haben eine Kraft in sich, die du in dir nicht zum Ausdruck bringst. Andere Menschen sind ein  Spiegel, liebste Freundin!

 

Wir würden dir raten, so gut es geht, diesen Ärger anzusprechen, für diesen Ärger eine Form, einen Weg zu finden, ihn zum Ausdruck zu bringen. Verstehe, wenn du diese Energien, diesen Ärger zum Ausdruck bringst, dann kann sich etwas bewegen. Und die einfachste Form ist zu sagen: 'Da ist etwas, was mich ärgerlich macht!' und damit mit dem anderen Menschen in Kontakt, in Kommunikation zu gehen und zu schauen, was passiert. Immer wenn du diese Gefühle zeigst, gibst du die Möglichkeit, daß etwas geschieht, dann kann sich etwas verändern. Vielleicht wird ein Konflikt offenbar, und es wird deutlich, daß es hier einen Konflikt gibt, den ihr klären solltet. Vielleicht wird deutlich, daß es ein Mißverständnis war.

 

Spüre also genau hin, was könnte passieren, wenn du das zeigst, und entscheide dich dann, es anzusprechen oder nicht. Spüre hin, ob es eher etwas mit dir oder mit euch beiden zu tun hat. Spiegelt der andere dir etwas, was du nicht sehen kannst in dir; oder verhält sich der andere in einer Weise, wie du es eigentlich nicht zulassen, nicht tolerieren solltest, weil er dich verletzt, einschränkt, beschränkt, begrenzt, weil er dich nicht achtet, und es an der Zeit ist, Achtung einzufordern.

 

Teilnehmer: Geht man nicht meistens einem Konflikt aus dem Weg, wenn man Angst hat, zu tief verletzt zu werden, baut eine Schutzmauer auf und sagt sich: 'Nein, das tue ich lieber nicht und warte lieber, bis ich klare Gedanken habe und dann anders darauf zugehen kann'?

 

Nun, das ist eine Möglichkeit, liebste Freundin. Jeder sucht sich seinen Weg, mit Ärger umzugehen. Andere Menschen drücken ihn frei aus und sagen, was ihnen nicht paßt.

 

Also ein Gefühlsausbruch, wenn mich etwas geärgert hat, z.B.!

 

Z.B.! Sinn macht es immer, den Ärger anzusprechen, über seinen eigenen Ärger zu reden und sich nicht zu einem Gefühlsausbruch hinreißen zu lassen, der den Aspekt hat, den anderen wiederum zu verletzen oder zu kränken, sondern über diesen Ärger zu reden. Ihr könnt den Ärger selbst zum Thema machen, statt nur ärgerlich zu werden und zurückzuschlagen in irgendeiner Weise, die vielleicht nicht konstruktiv ist, könnt ihr über den Ärger sprechen und so zu einem konstruktiven Gespräch beitragen und dafür sorgen, daß sich etwas bewegen kann. Wenn ihr euch nur zurückzieht, bewegt sich gar nichts, dann verhärten sich die Fronten, und das, was da thematisch dagewesen ist, taucht bei der nächsten Gelegenheit wieder auf.

 

Wie ist es denn mit der Liebe, wenn sich einer einigelt, also zumacht, einen Stein auf den anderen setzt? Das ist ja genau das gleiche, wenn ich wüßte, daß er sich öffnet, ist es ja ungefähr das gleiche, wenn ich ihn für einen Ärger öffnen möchte, nur ist es ein ganz anderes Gefühl. Wie gehe ich denn damit um?

 

Nun, wenn ein anderer sich zurückzieht, und das ist ärgerlich für euch, dann könnt ihr sagen, daß euch das ärgert, aber dann habt ihr das zu tolerieren, was der andere tut. Ihr teilt ihm mit, daß da in euch Ärger ist, daß euch das nicht gefällt, daß euch das aus verschiedenen Gründen ärgerlich macht, aber dann solltet ihr den anderen in Ruhe lassen. Ihr sprecht das an, was da in euch ist und dann schaut ihr, was passiert.

 

Wenn der andere sich weiterhin zurückziehen möchte, dann ist dies sein gutes Recht, das ihr zu akzeptieren habt, nicht wahr. Ihr könnt und solltet aber ansprechen, daß das etwas ist, was euch ärgerlich macht, so, daß eine Kommunikation stattgefunden hat, und ihr gebt dem anderen damit die Möglichkeit zu reagieren, auch in Kommunikation zu gehen. Wenn er das allerdings nicht möchte, dann habt ihr das zu akzeptieren.

 

Teilnehmer: Schwer fällt mir, den Ärger auszudrücken, wenn der andere Mensch in Not ist und ich das Gefühl habe, ich verstärke vielleicht seine Not, und trotzdem ist der Ärger da, die Unzufriedenheit. Dann kommt so ein breiiges Gefühl, wo so ganz viele verschiedene Gefühle plötzlich zusammenkommen.

 

Dieses breiige Gefühl entsteht dann, wenn da verschiedene Gefühle sind, die nicht zum Ausdruck gebracht werden. Auch in dem Fall ist es wichtig, das, was da ist; zum Ausdruck zu bringen. Was nützt es demjenigen, wenn du deinen Ärger nicht zum Ausdruck bringst. Das Nicht-zum-Ausdruck-Bringen von Gefühlen bedeutet immer, daß ihr eine Mauer aufbaut zwischen euch und dem anderen. Ihr könnt einem Menschen nicht wirklich helfen, wenn ihr ärgerlich auf ihn seid, denn er wird euren Ärger wahrnehmen, er wird ihn spüren trotz eurer Nettigkeit, und seht; daß das Falschheit ist. Ihr seid da nicht ehrlich.

 

Also ist es besser, erst kund zu tun, daß ich mich geärgert habe, über was ich mich geärgert habe, wenn ich mich geärgert habe, in der Liebe, wenn ich mich verletzt fühle und wenn ich traurig bin, auch über die Trauer zu sprechen, obwohl ich damit dann den anderen verletze, mich dann erstmal zurückzuziehen und den anderen so lasse und zu einem späteren Zeitpunkt ihn darauf anspreche oder, wenn er zu mir kommt.

 

Wir können nicht alle einzelnen Fälle im Detail besprechen. Grundsätzlich gilt, es ist immer sinnvoll, das auszusprechen, was in einem ist. Ärger auszudrücken, bedeutet nicht, jemanden zu beschimpfen, sondern zu sagen, daß da Ärger in mir ist, das zum Ausdruck zu bringen. Immer dann, wenn ihr das zum Ausdruck bringt, schafft ihr die Möglichkeit, gebt ihr Raum für Entwicklung, immer wenn ihr euch zurückhaltet, baut ihr Mauern auf zu euren Mitmenschen, und auch diese Mauern sind verletzend, tun weh, mitunter unecht, wenn man falsch wird, und sie trennen euch von den anderen.

 

Dann ist das Ergebnis doch so, daß ich eigentlich auf meine Gefühle hören sollte, egal, was es ist, Wut oder Liebe, Trauer, einfach zum Ausdruck bringen, egal wie die Reaktion der anderen ist.

 

Wir sagen nicht, daß es dir egal sein soll, wie die anderen reagieren. Diese Übung hatte den Aspekt, freier mit seinen Gefühlen umgehen zu können. Sich zu befreien auf der Gefühlsebene heißt, nicht immer nur ein bestimmtes Gefühl wahrzunehmen, sondern die Gefühlspalette zu vergrößern, spielerischer im Umgang mit Menschen mit Gefühlen umgehen können.

 

Wer seinen Ärger versteckt, sammelt ihn an in sich, und es entsteht ein Klumpen von Ärger, und man wird dadurch unfähig, freie Gefühle zu erzeugen und entstehen zu lassen. Gefühle weisen euch natürlich auch hin auf euer inneres System, auf eure inneren Muster und erinnern euch vielleicht an alte Verletzungen.

 

Wenn euch z.B. bestimmte Situationen begegnen, in denen immer wieder ähnliche Dinge auftauchen, dann könnt ihr davon ausgehen, daß es sich um ein Muster handelt, daß irgendwann in der Vergangenheit entstanden ist und immer wieder in dieser Situation mehr oder weniger zwangsläufig oder gewohnheitsmäßig abläuft. Dann raten wir euch: Schaut da genau hin, spürt da hin, nehmt genau wahr: Was ist das? Welche Vergangenheit hat das? Welchen Impuls braucht diese Geschichte, um in Gang zu kommen. Was im Außen löst sie aus? Womit hat das in mir zu tun? Welche Rolle spielt der andere?

 

Das führt jetzt zu weit. Das ist eine andere Art, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Jetzt ging es erst einmal darum, freien Fluß, freie Wahl von Gefühlen spielerisch zu üben.

 

Teilnehmer: Ich habe noch einmal eine Frage. Manchmal habe ich den Eindruck, es will der andere die Gefühle gar nicht hören, und trotzdem ist es sicherlich gut, sie auszudrücken, aber ist es dann sinnvoll, sie allein für sich auszudrücken, weil es kann ja dann eher noch zu Frustration führen, wenn der andere sie nicht hören will.

 

Ihr könnt, und das kann sinnvoll sein, die Gefühle für euch selbst spielerisch zum Ausdruck bringen in einer Art Übung. Manchmal tendiert ihr dazu, daß, wenn der andere die Gefühle nicht sehen oder hören will, ihr sie auch wegsteckt, ihr selbst auch wegschaut und die Gefühle nicht mehr zulaßt, weil der andere sie nicht sehen will, aber das wiederum führt zu einem Stau innerlich, und es entsteht wieder ein Gefühlsknoten. Da macht es Sinn, genau zu seinen Gefühlen zu spüren, zu ihnen zu stehen und sie für sich auszudrücken in spielerischer Weise.

 

Teilnehmer: In spielerischer Weise. Ist es dann sinnvoll, wenn ich vor einer Situation stehe, vorher diese Gefühle durchzuspielen?

 

Wenn du das möchtest, durchaus. Wenn ihr vor einer Situation steht und ihr den Raum euch geben wollt, dann spielt die möglichen Gefühle durch, probiert das aus! Nehmt euch die Freiheit zu experimentieren, auch um aus eingefahrenen Mustern auszubrechen.

 

Je spielerischer ihr mit euren eigenen Gefühlen umgehen könnt, desto spielerischer könnt ihr auch mit den Gefühlen von anderen umgehen. Desto freier werdet ihr euch fühlen, wenn ihr Gefühlen von anderen ausgesetzt seid. Schwierige Situationen entstehen immer dann, wenn es eng wird, wenn Gefühle zwanghaft werden. So macht jedes Spiel und Experimentieren mit Gefühlen Sinn, um in dem Bereich der energetischen Gefühle und im Bereich des energetischen Flusses flexibel zu sein.

 

Teilnehmer: Es ist die Wahl, Gefühle zu haben oder nicht, letztendlich!

 

Ihr habt die Wahl Gefühle auszuwählen, nicht wahr, eure Gefühle zu wählen, letztendlich. Wenn ihr wirklich frei seid und die Freiheit in euch schafft, könnt ihr Gefühle auswählen. Wenn ihr eure Muster alle befreit, und das heißt eingeschliffene Bahnen, gewohnheitmäßige, zwanghafte Strukturen aufzulösen, aufzubrechen, dann könnt ihr frei Gefühle wählen.

 

Heißt wählen in dem Fall, daß wir nicht in dem Gefühl von Ärger z.B. hängen bleiben müssen, sondern wählen können, dann vielleicht spielerische Albernheit zu wählen, anschließend, und in der Stimmung zu enden, praktisch.

 

Ganz genau! Vielleicht den Ärger kurz zum Ausdruck zu bringen, um dann über sich selbst zu lachen, über seine Ärgerlichkeit zu lachen oder in das Spielerische zu gehen.

 

Teilnehmer: Ich möchte das mal als Beispiel bringen. Ich arbeite im Verkauf, und ich praktiziere es meistens. Wenn die Menschen dann reinkommen und machen ein ziemlich bitteres Gesicht und möchten irgend etwas, dann gehe ich erst einmal raus vor die Türe, hole tief Luft und gehe dann wieder rein und nehme mir vor, die Menschen zum Lächeln zu bringen, egal wie.

 

Durchaus! Das ist dein Recht zu wählen.

 

Richtig! Ich will mich einfach nicht von denen runterdrücken lassen, obwohl es immer mal vorkommt, daß mal einer kommt oder auch im Umfeld zu Hause, daß man mal runtergezogen wird, aber ich denke, das bleibt die freie Entscheidung, es nicht zu tun, sich nicht runterziehen zu lassen, oder ich bestimme mein Gefühl dann selbst.

 

Ganz genau!

 

Es funktioniert! Es ist schwierig, aber es funktioniert!

 

Die Situation mit Gefühlen ist immer dann schwierig, wenn die Gefühle angestaut sind.

 

Teilnehmer: Heißt das, wenn ein unangenehmes Gefühl aufkommt, das man es doch erst ausdrücken soll, damit es nicht aufgestaut ist, bevor man es ändern kann, oder kann man es auch gleich ändern? Erst ausdrücken, dann ändern.

 

Ganz genau! Sinnvoll wäre es, es erst auszudrücken, den Fluß, der da entsteht, fließen zu lassen, und dann habt ihr die Wahl auf etwas anderes umzuschwenken. Schwierig ist der Beginn. Wenn ihr auf einem Berg von Ärger sitzt, ist das Ganze nicht einfach, denn es kommt immer nur Ärger und Ärger und Ärger und Ärger.

 

Teilnehmer: Es geht ja auch um das Bewußtsein, zu erkennen, daß diese Situation gerade jetzt entsteht, also ist, es geht um das Bewußtsein, was passiert, also daß man sich dessen bewußt wird, was eigentlich das Visavis praktiziert und was mir passieren kann, also die Situation erkennen.

 

Ganz genau!

 

Teilnehmer: Also ich habe da ein Problem. Wenn ich morgens beispielsweise ins Büro komme, einem bestimmten Kollegen begegne, der grundsätzlich so halb am Sterben ist innerlich und ein Gesicht macht wie 10 Tage Regen, auch wenn die Sonne scheint, das ärgert mich. Wenn ich dem sage: 'Hören Sie mal, das ärgert mich, daß Sie schon wieder mit so einem Gesicht herumlaufen!' dann geht's dem vermutlich noch schlechter. Was mache ich denn da?

 

Nun du könntest ihn fragen, ob er auch nicht mal ein anderes Gesicht aufsetzen könnte.

 

Teilnehmer: Oder ihm ein Kompliment machen, daß er heute besonders hübsch aussieht!

.

Teilnehmer: Das wäre gelogen.

 

Das ist nicht gelogen, wenn du einen Sinn bezweckst.

 

Na, na, na, na! Ich könnte höchstens sagen: 'Ach, wieder der traurige Mime!'

 

Teilnehmer: Höchstens sagen: 'Heute noch eine Spur trauriger als gestern?'

 

Teilnehmer: Das kann doch auch schon wieder verletzend sein!

 

Teilnehmer: Aber für den bin ich nicht verantwortlich!

 

Teilnehmer: Ja, wie macht man denn das?

 

Stefan II: Wenn man einen solchen Menschen immer läßt und selber ärgerlich ist, dann verstärkt man diese Situation. Er spürt den Ärger und wird noch grimmiger.

 

Genau! Das ist das Ärgerlichste daran!

 

Teilnehmer: Irgendwo fühlst du dich in so einer Situation ja angegriffen, weil du bist ja ein Optimist und wenn man so ein Gesicht vor sich hat ,.....

 

Ja, der bringt den ganzen Club immer in so eine miese Stimmung!

 

Nun, ihr seht es gibt die verschiedensten Möglichkeiten. Die spielerischen Möglichkeiten sind immer die besten. Deswegen macht es Sinn, spielerisch mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen. Wenn ihr das könnt, könnt ihr auch spielerisch mit den Gefühlen der anderen umgehen. Deshalb schlagen wir euch vor, jetzt zu tanzen und beim Tanzen noch einmal mit Gefühlen zu spielen.

 

Und damit ziehen wir uns zurück und wünschen euch eine gefühlvolle und eine spielerische Zeit.