A u d i o s k r i p t
Stefan Geiger
18.
Stefan II - Gruppe
Fließenlassen
Nun, das letzte
Mal war das Thema des Abends die
K o n z e n t r a t i o n , das heißt eine gezielte Ausrichtung
von Energie und eine gezielte Ausrichtung der Wahrnehmung. Konzentration
ist ein geplanter, zielstrebiger Akt von Energiefluß oder von Wahrnehmung.
Ihr könnt eure Energien mit einem Ziel, das ihr euch bewußt setzt,
auf etwas ganz Bestimmtes konzentrieren. Ihr könnt eure Energien konzentrieren,
um etwas Bestimmtes wahrzunehmen, um etwas zu verstehen. Um euch selbst
zu begreifen, könnt ihr euch auf euch selbst konzentrieren, konzentriert
nach innen hören.
Wie ihr wißt,
lebt ihr hier in der Dualität, der Polarität, und zu fast allen Dingen
gibt es so etwas wie einen Gegensatz. Der Gegensatz zu Konzentration
ist F l i e ß e n l a s s e n , Loslassen, spontan
sein, planlos handeln, ziellos tun, umherschauen. Es ist eine Aktion,
die nicht geplant ist, bei der ihr euch nicht vorher überlegt, was
ihr wollt, bei der ihr euch kein Ziel ausdenkt, keine Vorgaben macht
und auch keine Erwartungen habt, Erwartungen von einem Ergebnis, wie
das bei einer konzentrierten Aktion der Fall ist, sei es nun Wahrnehmen
oder Energieaufbau oder Energie senden.
Konzentration
hat immer etwas Geplantes, Gezieltes. Der spontane Fluß von Energien
dagegen ist ganz anders. Er geschieht nicht aus einer Absicht heraus.
Er geschieht nicht aus einem Ziel heraus. Der
s p o n t a n e F l
u ß , das spontane Dasein, das spontane Agieren, das spontane Umherschauen
hat damit den Vorteil, daß es euch etwas bringen kann, was die gezielte
Aktion, die geplante Aktion niemals kann, den Moment der Überraschung,
das N e u e , etwas, das ihr
euch z.B. nicht ausdenken konntet, etwas, das ihr nicht planen konntet,
das ihr vielleicht gar nicht in der Lage seid zu planen.
Das heißt, ihr
ü b e r g e b t den Fluß eurer Energie, den Fluß des Geschehens
dem Schicksal oder einer tieferen Schicht von euch selbst. Zumindest
laßt ihr los und hört auf zu kontrollieren, zu planen, zu überlegen,
zu erwarten, und geht stattdessen spielerisch, leicht, ohne nachzudenken,
ohne zu grübeln und sinnvollerweise auch ohne Angst in die Aktion.
Ihr stürzt euch freudig ins Leben, ohne euch Gedanken zu machen, ohne
zu planen, ohne zu überlegen, wo das Leben hingehen soll. Ihr seid
einfach offen für das, was geschehen mag, offen für das, was euch
begegnen könnte und plant nicht irgendwelche gezielten Aktionen und
Reaktionen, sondern spielt mehr aus dem Gefühl heraus, mehr aus einer
inneren Führung heraus, die unabhängig davon existiert, die in gewisser
Weise unabhängig von euch existiert, von euch als denkendem, planendem,
zielendem Wesen.
Um diese s p o n t a n e A k t i o n und um dieses
W a h r n e h m e n d e r i
n n e r e n F ü h r u n g , das Erspüren dessen, daß es
in euch eine Kraft gibt, die euch zu einer spontanen, impulsiven Aktion
treibt, darum geht es an diesem Abend.
Es ist wie mit
vielen Dingen. Es macht Sinn spontan zu sein, spielerisch mit dem
Leben umzugehen. Es macht aber auch Sinn, so wie wir das letzte Mal
sagten, gezielt, konzentriert, in einer Konzentration auf Energien
mit dem Leben umzugehen.
Es ist ungefähr
so, wie mit einem Schiff. Ein Schiff braucht jemand, der es lenkt,
und dann kann es eine Weile allein fahren. Ihr braucht euer Leben
nur hin und wieder zu korrigieren. Wer sich ständig kontrolliert,
macht sich sehr viel Mühe, strengt sich an, plant alles, und wird
auf diese Art etwas steif und unbeweglich.Wer sich nur dem Leben hingibt,
sich fließen läßt, endet vielleicht im Chaos und bekommt auch auf
die Art nicht das, was er braucht.
Sinnvoll ist
es, d i e s e b e i d e n E l e m e n t e in seinem Leben zu integrieren
und eine konzentrierte Energie auszusenden, z.B. eine Idee, was man
erschaffen möchte, was man haben möchte, welche Begegnungen, welche
Menschen, und in diese Idee Energie hineinzusenden, sich mit dieser
Idee ganz gezielt, ganz konzentriert zu verbinden, und sich dann in
spielerischer Weise in das Leben zu begeben, diese Idee, die Konzentration
loszulassen und sich dem Fluß des Lebens anzuvertrauen.
Am einfachsten
kann man sich diesem inneren Fluß nähern, wenn man sich erinnert an
die Qualitäten, die man als k
l e i n e s K i n d hatte. Denn kleine Kinder sind am ehesten einfach so von ihren inneren
Energien getrieben, von ihren Impulsen geleitet, und sie machen sich
keine Gedanken darüber, wo sie hinwollen ihn ihrem Leben, sondern
sie agieren und reagieren spontan in der jeweiligen Situation aus
einem inneren Gefühl, aus einem inneren Impuls heraus.
Das können die
meisten Erwachsenen für sich nicht mehr in Anspruch nehmen. Die Fähigkeit,
spontan zu reagieren, seinen Gefühlen, seinen inneren Impulsen einfach
so zu folgen, geht mit eurer Erziehung, mit eurem Aufwachsen, mit
dem System von Regeln, in das ihr euch einfügen müßt, in das ihr euch
einfügt, mit all dem, was euch begegnet, zumeist verloren.
Deswegen wollen
wir jetzt mit euch eine Ü
b u n g machen, bei der es
darum geht, sich zuerst in diese kindliche Psyche, in diese kindliche
Energie zu versetzen, sich daran zu erinnern, wie es war, als Kind
impulsiv, spontan zu sein, und dann in Verbindung mit dieser Spontaneität
sich im Jetzt mit den eigenen Impulsen zu verbinden und zu schauen,
wohin sie einen jetzt führen.
Dazu wollen wir
euch um Folgendes bitten: Wir bitten euch, euch selbst zu erlauben,
kindlich, impulsiv und spontan zu sein. Sagt jetzt innerlich zu euch
selbst: Ich erlaube mir, kindlich, impulsiv und spontan zu sein für
diese Übung, jetzt. Dann sagt innerlich zu all den anderen, die hier
sind: Ich erlaube euch jetzt für diese Übung, spielerisch, kindlich
und spontan zu sein. Gebt den anderen, die hier sind, euer Einverständnis
für diese Übung, spielerisch, kindlich sein zu dürfen. Dann denkt
daran, daß ihr von den anderen das Einverständnis so sein zu dürfen
bekommen habt.
Jetzt bitten
wir euch aufzustehen und die Sitzgelegenheiten und das Mikrofon beiseite
zu stellen und zu schauen, daß Platz ist in dem Raum.
Ü b u n g Beginnt nun einfach
durch den Raum zu laufen und versucht euch zu erinnern, wie es war,
als Kind herumzulaufen.
Erlaubt euch
zu hüpfen! Bleibt noch mehr bei euch selbst!
Nehmt jetzt die
Haltung von einem s c h m
o l l e n d e n K i n d an! Spürt diese Energie von Schmollen und Widerstand, von Sichwehren,
von Neinsagen. Erinnert euch, wie ihr geschmollt habt als Kind. Zieht
euch zusammen und spürt diesen festen Schmoll! Erlaubt euch einfach
so zu sein, jetzt!
Jetzt löst euch
wieder davon und werdet wieder zu einem
v e r s p i e l t e n K
i n d ! Hüpft herum, ärgert die anderen Kinder ein wenig! Seid ein
wenig neckisch!
Und dann verabschiedet
euch wieder von diesem Kindlichen und bewegt euch aber weiter. Kommt
in das Jetzt zurück und bleibt aber in der Bewegung! Nehmt wahr, w i e ihr
laufen wollt! Seid ganz da jetzt und bleibt im Fluß! Bewegt euch einfach
immer weiter! Schließt, wenn ihr wollt, die Augen und bewegt euch
langsam, aber bewegt euch!
Geht mit der
Wahrnehmung immer mehr zu euch selbst! Nehmt wahr, was sind da für
Bewegungsimpulse im Fluß! Laßt diese zu!
Nehmt wahr, wie
ihr euch im Moment fühlt! Drückt das
G e f ü h l i n B e w e g u n g aus!
Dann spürt euren
Atem dabei! Nehmt wahr, wie euer Atem fließen möchte! Nehmt die Atemimpulse
des Körpers wahr! Und wenn ihr wollt, schließt die Augen dabei! Aber
bleibt in Bewegung!
Spielt mit euch
selbst! Spielt mit euren Fingern!
Dann laßt die
Bewegungen langsamer werden und nehmt sie intensiver wahr! Seid mit
eurer Aufmerksamkeit ganz bei dem Fluß eurer Bewegungen! Spürt euch
ganz aufmerksam, wie ihr mit der Bewegung geht!
Bleibt in der
Bewegung! Sucht euch einen Platz hier im Raum und bleibt an diesem
Platz! Schließt die Augen! Nehmt ganz intensiv den Fluß eurer Bewegung
wahr! Verlangsamt die Bewegung allmählich und intensiviert dafür die W a h r n e h m u n g !
Verbindet euch
mit diesem Fluß! Nehmt die Impulse wahr zu Bewegung! Folgt ihnen und
seid ganz achtsam dabei! Spürt euren Atem! Schaut, ob ihr tief einatmen
wollt, und schaut, was passiert, wenn ihr das tut! Bleibt in diesem
Fluß!
Werdet eins mit
dem Fluß, dem Fluß der Bewegungen eures Körpers! Fließt mit ihm! Fließt mit dem Atem! Spürt, welche
Bewegung euch gut tut! Was fühlt sich gut an? Was fühlt sich energetisch
an?
Auch wenn ihr
sitzt, bewegt ein klein wenig euren Körper! Geht in einen Fluß! Spürt
in euch hinein! Nehmt wahr, was für ein Impuls da ist! Und geht mit
dem Atem!
Seid ganz aufmerksam,
was passiert, wie sich die Bewegungen anfühlen und welche Impulse
noch kommen! Spürt wie ihr euch fühlt dabei!
Geht, wenn euch
danach ist, allmählich in eine r
h y t h m i s c h e , sich wiederholende B e w e g u n g über!
Werdet eins mit dem Fluß! Spürt, wie eure Energien fließen! Nehmt
ganz achtsam wahr! Spürt, ob da Gefühle auftauchen! Dann geht innerlich
mit diesen Gefühlen mit! Bringt diese Gefühle in die Bewegungen mit
hinein! Nehmt all das ganz intensiv und aufmerksam wahr!
Nehmt wahr, gibt
es einen Ton, ein Summen oder ein Brummen, das in euch entstehen möchte!
Und laßt dies fließen! Geht mit ihm! Werdet eins mit Bewegung und
Klang und Atem! Und bezieht die Gefühle mit ein, wenn da welche auftauchen!
Werdet eins mit
dem Fluß in euch! Spürt die Impulse, die auftauchen! Spürt, wo die
Energie kraftvoll fließt, wo die Kraft hinfließen möchte!
Laßt zu, laßt
geschehen!
Dann laßt die
Bewegung und den Ton allmählich ausklingen! Sucht euch einen Platz
hier im Raum, ganz langsam, bewußt, fließend! Setzt oder legt euch
hin, ganz wie ihr möchtet! Bleibt im Fluß! Bleibt bei euch!
Macht es euch
bequem! Laßt die Augen geschlossen und spürt den Fluß eures Atems!
Seid wachsam! Bleibt mit eurer Aufmerksamkeit da! Bleibt bei eurem
Atem! Wir lassen euch jetzt ein paar Minuten Zeit, einfach nur da
zu sein, mit dem Atem zu sein und zu beobachten, was in euch fließt!
Nehmt wahr, daß
der Atem Energie ist! Laßt diese Atemenergie fließen! Beobachtet einfach
diesen Fluß und das, was sonst noch geschieht!
Gebt euch einfach dem Moment hin und schaut, was als nächstes
kommt! Seid eins mit euch selbst!
Spürt den Fluß
des Lebens, den Fluß der Zeit!
Nehmt wahr, wieviel
Energie um euch herum ist, und nehmt wahr, daß ihr diese Energie einatmen
könnt, daß ihr sie durch euch hindurch fließen lassen könnt!
Dann beginnt
ganz langsam eure Finger zu bewegen, wieder hierher zu kommen, wieder
in euren Körper zu kommen, ihn zu spüren und ihn zu bewegen!
Streckt euch
und atmet tief ein, wenn ihr möchtet!
Das ist das Ende
der Übung.
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Wenn es euch
gelingt, in euren Fluß zu gehen, z.B. wie jetzt in dieser Übung, euch
mit dem Körper zu verbinden und eins zu werden mit dem Fließen der
Bewegungen, mit dem Fließen des Klanges, könnt ihr sehr tief zu euch
selbst vorstoßen. Ihr könnt diese innere Führung, die es für euch
gibt, die jeder in sich trägt, immer klarer und immer deutlicher wahrnehmen,
und ihr könnt euch immer mehr, je öfter ihr diese Übung macht, von
dieser inneren Führung führen lassen, immer mehr euch mit dieser inneren
Führung verbinden und einen immer klareren und deutlicheren Kontakt
herstellen, so daß ihr Impulse, die euer Leben betreffen, wahrnehmen
könnt als Hilfestellungen für Entscheidungen.
Ihr könnt, wenn
ihr in Verbindung seid mit dieser inneren Führung, Fragen stellen.
Ihr könnt z.B. im Fluß mit Bewegung und Kraft auf eine neue Weise
das Wesen von euch selbst erleben, euch intensiver kennenlernen, wie
das z. B durch Überlegung, durch Nachsinnen niemals möglich ist. Im
Fluß verbindet ihr euch mit innersten Teilen eures Wesens, mit der
Essenz dessen, was ihr seid. Das würden manche als das Höhere Selbst
bezeichnen.
Für einige Menschen
ist es nicht einfach in den Fluß zu gehen. Das hängt damit zusammen,
daß diese Menschen viele innere Spannungen haben, z.B. innere Blockaden,
bei denen sehr viel Energie aufgestaut ist. Wenn man dann versucht
in den Fluß zu gehen, dann bedeutet das, daß der Fluß erst einmal
diese aufgestauten Energien heraussprudeln läßt. Das kann Ärger oder
Wut oder Zorn oder Verzweiflung sein. Das kann also erst einmal etwas
sein, das man eigentlich gar nicht möchte.
Ähnlich verhält
es sich auch im Alltag. Wenn ihr euch entscheidet spontan zu sein,
kann es passieren, daß eure Aktionen unpassend sind, aus dem Grund,
weil da aufgestaute Energien sind, die zuerst herauskommen und mit
der Situation, in der ihr spontan seid, nichts zu tun haben, sondern
aus einer anderen Situation herrühren.
Aber ihr könnt
diese Übung für euch machen, um euch zu verbinden mit dem inneren
Fluß. Wenn da Wut ist oder Zorn, dann laßt diese Wut oder den Zorn
einfach da sein, laßt ihn fließen, bringt ihn zum Ausdruck durch Bewegung,
vielleicht durch Töne! Wenn da Wut ist, Ärger, dann wird dieser wieder
vergehen, wenn er seinen Platz bekommen hat und herausdurfte.
Nun möchten wir
noch die Möglichkeit zu Fragen geben zu diesem oder einem anderen
Thema.
F r a g e n
Teilnehmer: Habe ich das
richtig empfunden, wenn sich die Polarität aufhebt, also wenn man
in die Mitte kommt, daß dann Energie frei wird, die in den Polen vorher
gebunden war?
Stefan II: Die in welchen Polen gebunden war?
Also ich hatte so das Gefühl, als ob Energie entsteht, wenn
ich ruhig werde und in die Mitte komme nach der Übung, und dann kam
so die Vorstellung, daß zum Aufrechterhalten der Polarität Energie
nötig ist, um die zwei Pole als Getrenntes zu haben, und die wird
dann frei. Und das war die Frage: Ist diese Vorstellung richtig?
Was meinst du
für Pole?
In der Polarität, ich meine jegliche Pole. Ich hatte keine
bestimmten.
Man kann das
so sehen. Zwischen Polen existiert immer eine gewisse Spannung. Diese
Spannung ist eine Energie, ist eine Kraft. Wenn ihr diese Pole zusammenbringt,
wenn ihr also in die Mitte kommt, dann kann die Energie zwischen den
Polen, die dort gespeichert ist in Fluß kommen. So kann man das sehen.
Teilnehmer: Ich habe auch
eine Frage: Kann man da auch so bestimmte Dehnübungen machen, daß
man den Körper beweglicher macht und dadurch auch mehr in Fluß kommt?
Stefan II: Wenn du das Gefühl hast, daß da Verspannungen
sitzen und wenn das Bedürfnis nach solchem Dehnen und Strecken vorhanden
ist, dann ist das sinnvoll. Wenn du in Fluß kommen möchtest, dann
nimm wahr, ob das Bedürfnis dieser Körperstellen, gedehnt zu werden, tatsächlich da ist!
Aber es wird doch zuerst so sein, daß man wahrscheinlich erst
an die blockierten Gefühle herankommt an den entsprechenden Körperstellen,
wo man dran arbeitet.
Ja, das kann
der Fall sein. So kann es sein, ihr streckt, bewegt bestimmte Körperteile,
und dann taucht ein Gefühl auf, vielleicht Traurigkeit oder Ärger
oder Fröhlichkeit. Dann geht mit diesem Gefühl, verbindet euch mit
diesem Gefühl, bewegt diesen Körperteil und nehmt wahr, was dieses
Gefühl will, wo es hinfließen will, laßt es zu, drückt es vielleicht
aus durch Bewegung, drückt es aus durch Töne!
Das Gefühl wird
vergehen. Ihr könnt es euch anschauen. Wenn ihr den Fluß dieses Gefühls
zulaßt, dann ist, ähnlich wie es Werner sagt, die Energie irgendwann
verbraucht, die darin gespeichert war, dadurch daß das Gefühl zum
Ausdruck und in Fluß kam, und ihr habt damit die Energie befreit und
die Spannungen und Blockaden an dieser Stelle gelöst. Dann schaut
ihr weiter.
Habe ich dann auch die Psyche geändert, oder wird die Blockade
entsprechend später wieder aktiviert?
Das ist ein anderes
Thema. Ihr könnt z.B. wenn ihr das Gefühl zum Ausdruck gebracht habt,
wahrnehmen, womit es zusammenhängt. Bei Blockaden z.B. ist da immer
Schmerz. Ihr könnt wahrnehmen, was da für ein Schmerz ist. Woher kommt
dieser Schmerz? Welche Geschichte hat dieser Schmerz? Wann ist dieses
Gefühl mit diesem Schmerz zum ersten Mal entstanden? Welche Schlüsselsituation
gab es?
Und dann könnt
ihr für euch schauen, einen Weg zu finden, diese Thematik zu lösen.
Wenn ihr die Energie einfach nur herausfließen laßt, dann kann es
sein, daß sich dieses Gefühl dort wieder aufbaut, diese Energie dort
wieder staut. Deshalb macht es Sinn anzuschauen, was sitzt da drin,
welches Verhaltensmuster, welche Ängste und was kann ich tun, um das
zu ändern. Beantwortet das deine Frage?
Ja, danke schön!
Nun, gibt es
noch eine Frage?
Teilnehmer: Ich möchte gern
noch etwas fragen. Das hängt aber nicht so ganz direkt mit dem Thema
zusammen. Ihr habt das letzte Mal davon gesprochen, von konzentriert,
aufmerksam irgend etwas wahrzunehmen, und bei dieser Geschichte mit
diesem Dorf, da geht es manchmal um das Wort Vision. Ich habe einfach
die letzten Tage versucht klar zu werden, was der Unterschied ist
zwischen Visionen oder daß man sich selbst Gedanken aufbaut oder einfach
der Phantasie freien Lauf läßt. Also ich kam damit nicht ganz klar.
Stefan II: Die Übung, die wir heute gemacht haben,
hat z.B. auch den Effekt, daß ihr nicht nur eins werdet mit euch selbst,
mit dem Fluß eures eigenen Daseins, sondern hat auch den Aspekt, daß
ihr eins werden könnt mit dem Fluß des ganzen Daseins, all dessen,
was ist, daß ihr euch verbinden könnt mit all dem was ist.
Wenn ihr nun
in einem solchen Zustand euch verbindet mit der Idee eines Projektes,
dann könnt ihr diese Idee besonders gut wahrnehmen. Ihr könnt die
Vision wahrnehmen, die da mitschwingt. Ihr könnt die Möglichkeiten
der Zukunft wahrnehmen, das, was da realisierbar ist, was an Energien,
an Kräften, an Geist da ist für dieses Projekt, und ihr könnt euch
mit diesem Geist verbinden.
Das kann dann
als V i s i o n bezeichnet werden, eine intensive Verbindung
mit dem Geist eines Projektes, eine intensive Kommunikation mit der
Energie eines solchen Projektes, ein intensives Wahrnehmen, bei dem
z.B. das alltägliche Denken und Bewußtsein ausgeschaltet ist zugunsten
des erweiterten Bewußtseins, das aus der Tiefe deines Daseins kommt
und sich in tiefer und intensiver Weise verbindet mit der Energie
und dem Geist irgendeinen Projektes. So könnte man eine Vision umschreiben.
Macht das so Sinn für dich?
Ich muß das mal noch wirken lassen.
Ihr könnt, wenn
ihr im Fluß seid, wenn ihr eins seid mit euch selbst, eins seid mit
dem Fluß eurer ureigensten Energie, eure eigene Lebensvision wahrnehmen,
denn ihr seid tief verbunden mit den innersten Kräften eures Selbst,
eures Daseins, eurer Persönlichkeit, eures innersten Wesens. Ihr könnt
einfach schauen, welche Vision gibt es da für euch. Was ist stimmig
für euch?
Und woher weiß ich dann den Unterschied, ob ich mir das einfach
nicht nur so zusammenphantasiere?
Zu Beginn ist
der Unterschied nicht leicht wahrnehmbar. Du spürst den Unterschied
an der Intensität, an der Kraft der inneren Bilder. Solange da Zweifel
ist, kannst du wissen, daß du noch tiefer gehen könntest, daß du noch
tiefer in dich hineinschauen könntest, daß du dich noch mehr mit deinem
inneren Fluß verbinden kannst, um Bilder und Visionen zu erhalten,
die ganz eindeutig und ganz klar sind. Wenn das der Fall ist, wirst
du das wissen. Du wirst es einfach spüren auf Grund der Intensität
dessen, was du wahrnimmst.. Dann gibt es keine Frage und keinen Zweifel
mehr.
Teilnehmer: Wir hatten diese
Übung ja eigentlich als Selbstzweck gemacht, also um in Fluß zu kommen.
Und jetzt sprechen wir über die Nutzung dieses Zustandes, wenn ich
das richtig verstehe. Was für Möglichkeiten gibt es da noch?
Stefan II: Nun das Wesentliche haben wir gesagt.
Ihr könnt etwas erfahren über eure Existenz, über den Sinn eures Daseins,
über eure weitere Zukunft, über das, was Sinn macht für euch anzustreben.
Ihr könnt sehr kraftvoll z.B. intensive Bilder entstehen lassen. Ihr
könnt in diesem Zustand ja sagen zu Visionen, das heißt Entscheidungen
treffen auf einer tiefen und damit sehr wirksamen Ebene. Ihr könnt
Fragen verschiedenster Art stellen, alles das, was euch interessiert.
Ihr könnt euch in tiefem Zustand verbinden, so wie wir es sagten mit
der Idee eines Projektes oder auch mit einem anderen Menschen, um
zu erfahren, um Informationen zu erhalten, um sich auszutauschen,
um zu verstehen.
Letztendlich
ist der Sinn eines solchen tiefen Flusses mit sich selbst, diesen
Fluß immer wieder zu erzeugen, da wieder hineinzugehen, um immer weniger
Abstand davon zu bekommen, um diesem innersten Wesen, dem innersten
Kern immer näher zu sein und diesen innersten Fluß, das innere Wissen
mehr und mehr in sein Leben zu integrieren, mehr und mehr zulassen
zu können und damit mehr und mehr bei sich selbst zu sein, weniger
Fragen, weniger Zweifel, weniger Verwirrung zu haben, und dafür aber
mehr Klarheit, mehr Energie, mehr Lebensfreude.
Da muß ich noch mal nachfragen. Bei mir war es jetzt in der
Übung so, daß ich eher in einen Zustand des Alleinsseins gekommen
bin oder in die Nähe gekommen bin. Die einzelnen Gedanken, die da
waren, waren einfach: 'Ich bin!' Und 'Alles ist durch mich!' Müßte
ich dann eine Absicht mit in die Übung hineinnehmen, um eine Frage
beantwortet zu bekommen oder eine Vision zu haben?
Nein! Das mußt
du nicht. Du kannst, wenn du möchtest eine Frage stellen in diesem
Zustand.
Ja, da wo ich war, konnte ich keine Frage mehr stellen.
Dann ist da keine
Frage. Dann ist das auch in Ordnung. Sicherlich kannst du eine Frage
vorher formulieren, dein Interesse bekunden. Das ist auch möglich,
aber du solltest, wenn du dann in diesen Fluß gehst, nicht die ganze
Zeit die Frage im Hinterkopf haben, denn sie beeinflußt dich. Sie
läßt dich nicht frei fließen.
Damit wünschen
wir euch noch einen schönen spielerischen, fließenden Abend und verabschieden
uns bis zum nächsten Mal.
Bad Dürkheim,
10.7.1996
aufgezeichnet von Werner Fuchs, geschrieben
von Christine Fuchs ã Stefan Geiger, Ó Christine Fuchs |
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