A u d i o s k r i p t

 

 

 

Stefan Geiger

 

 

 

2. Stefan II - Gruppe

 

 

 

Göttliche   Liebe

 

 

 

 

aufgezeichnet von Werner Fuchs, geschrieben von Christine Fuchs

 

Nun, wir begrüßen euch ganz herzlich zu diesem Abend, wieder über das Thema "Liebe, Freiheit und Individualität"!

 

Die  W e i h n a c h t s z e i t  ist eine Zeit der ruhigeren Aktivität oder der geringeren Aktivität des Menschen, verbunden mit dem niedrigen Sonnenstand, eine Jahreszeit, in der die Aktivitäten des Jahres ausklingen, das Leben beschaulicher, ruhiger und besinnlicher werden sollte.

 

Nun, wie ihr wißt, ist das in der modernen Gesellschaft, in der ihr lebt, nicht der Fall. Der eigentliche Aspekt des Weihnachten, des Festes der Liebe, ist verloren gegangen zugunsten eines mehr aktiveren, konsumorientierten Treibens. Aber nichtsdestotrotz wollen wir heute abend gemeinsam über den Aspekt der Liebe in dem Weihnachtsfest diskutieren und darüber nachsinnen.

 

Die Weihnachtszeit ist zumindest historisch der Zeitpunkt, der das Einkehren der g ö t t l i c h e n   L i e b e  in die Menschheit hinein symbolisiert, d.h. die Zeit, in der sich der Mensch in sich kehren kann, sich besinnen kann auf das Ereignis der Geburt Jesu Christi und damit auch sich öffnen kann für das, was man göttliche Liebe nennen könnte. Nur, was ist das? Und wie gelangt man dahin? Wie kann man diese verstehen und wie kann man sie gar empfinden?

 

Göttliche Liebe ist für manche sehr unverständlich. Gott selbst ist für viele Menschen, die vernünftig nachdenken über diese Welt unverständlich: Wie kann es einen Gott geben, der all dieses zuläßt, die Krankheiten, das Elend, den Krieg? Wo ist da die göttliche Liebe? Und sie sagen: Wir können das nicht sehen.

 

Sie können es in der Tat nicht sehen, nicht wahrnehmen und nicht verstehen und auch nicht empfinden. Der  V e r s t a n d  an sich, den ihr alle habt, ist nicht die Instanz, die göttliche Liebe empfinden und verstehen kann. Wenn man so will, ist der Verstand eigentlich ein Instrument, der dem Aspekt der göttlichen Liebe zuwider läuft. Denn Liebe, wie wir das letzte Mal sagten, ist die Energie, die all das was ist hier auf der Welt zusammenführt, verbindet, vereinigt. Der Verstand dagegen ist diejenige Kraft, die analysiert und trennt, die einteilt und ganz speziell, die bewertet.

 

Diese  Bewertungen wollen wir heute zum Thema machen, und diese Bewertungen wollen wir dem Aspekt der göttlichen Liebe gegenüberstellen. Wir wollen versuchen, ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Aspekten herzustellen.

 

B e w e r t u n g  ist immer etwas, wenn man so will, Egoistisches. Bewertung trennt die Dinge voneinander, wägt sie gegeneinander ab und erklärt das eine für gut, das andere für weniger gut und ein drittes für schlecht, unbrauchbar oder gar moralisch verwerflich. Es gibt, das kennt ihr sicher, es gibt ein gesellschaftliches Wertesystem, das weithin in jedem von euch verankert ist, da ihr es mit der Erziehung und Bildung in euch aufnehmt. Es gibt auch kirchliche und andere Wertesysteme von verschiedenen einzelnen Gruppen. Neben diesen übergreifenden Wertesystemen gibt es auch immer ganz individuelle Wertesysteme, die ihr in euch tragt, die meistens Ähnlichkeit besitzen mit allgemeinen Wertesystemen. Da, wo die allgemeinen Wertesysteme Freiräume lassen, könnt ihr eure eigenen Werte einsetzen  und erschaffen.

 

Nun, Werten und Bewerten heißt, die Dinge gegeneinander abzuwiegen, ein Ungleichgewicht herzustellen durch die Wertung und die Liebe außen vor zu lassen. Denn im allgemeinen wird das, was weniger wertgeschätzt wird, auch nicht geliebt, egal ob dies Menschen oder Ideen oder Taten sind. Bewertung baut immer auf der Idee von Gut und Böse auf und Schön oder Häßlich.

 

 Anders ist es mit praktischen Dingen. Wir sprechen nicht über die Bewertung von praktischen Fragen, wie z.B. brauchbar oder unbrauchbar, sondern eher über moralische Kategorien.

 

 

Ü b u n g

 

Spürt nun bitte in euch selbst hinein! Was sind da für Werte?

 

Was z.B. erachtet ihr als schlecht?

 

Welche Taten oder welche Menschen erachtet ihr als schlecht oder weniger gut?

 

Was, denkt ihr, ist verwerflich vom moralischen oder ethischen Standpunkt her?

 

Denkt an die Beziehung zwischen zwei Menschen, an die Begegnung zwischen zwei Menschen. Was würde euch als verwerflich erscheinen? Was gibt es da, was ihr ablehnt, was ihr gar verachtet?

 

Und was gibt es, was ihr sehr hoch einschätzt, was ihr mögt oder liebt, was eurer Meinung und euren Bewertungskriterien nach sehr wertvoll oder auch sehr sinnvoll ist?

 

Denkt nun an verschiedene Menschen, die ihr kennt! Und versucht wahrzunehmen, welche Bewertung gegenüber diesen Menschen in euch auftaucht! Seid ganz ehrlich zu euch selbst, und fragt euch, wie würdet ihr sie bewerten, ganz allgemein gesehen als Mensch.

Sind sie wertvoll oder weniger wertvoll? Spürt einfach hin und versucht Unterschiede wahrzunehmen!

Denkt nun an Handlungen von Menschen, die euch ungut berühren, an eine Situation, in der ein Mensch so gehandelt hat, daß ihr es ablehnt, daß in euch Widerwille, Ablehnung auftaucht, eine Situation von der ihr sagen würdet, das war schlecht!

 

Denkt nun an eine Situation, die ihr als gut, als sehr schön beurteilen würdet!

 

Und nun schaut in euch selbst hinein! Wie bewertet ihr euch selbst in verschiedenen Situationen?

 

Wie bewertet ihr eure Handlungen? Geht einfach verschiedene Handlungen durch! Und nehmt wahr, wie ihr euch bewertet, wie ihr euch einschätzt und was an euch hinsichtlich des Wertesystems, das ihr in euch tragt, eher positiv und was eher negativ zu bewerten ist!

 

Und nun ein wichtiger Aspekt, und der betrifft ganz konkret das Gedeihen und Wachsen eurer Individualität, das Aufblühen eurer Individualität und die Aspekte eurer Freiheit! Wie frei könnt ihr euch fühlen?

 

Spürt in eine Situation, bei der ihr das Gefühl habt, da sind Menschen um euch oder ein Mensch euch gegenüber, der euch bewertet. Ihr seid einer allgemeinen oder konkreten Bewertung von außen ausgesetzt! Spürt, was dies mit euch macht, wenn da jemand oder mehrere sind, die euch bewerten!

 

Geht nun durch verschiedene Etappen eures Lebens und schaut euch die Stellen, an denen ihr nicht das getan habt, was euch entsprochen hat, bei denen ihr aufgrund eines existierenden gesellschaftlichen Wertesystems zurückgesteckt habt, z.B. wo jemand gesagt hat: 'Das kannst du doch nicht tun!'

 

Schaut euch ganz aufmerksam und achtsam verschiedene Stationen eures Lebens an! Wo gab es so etwas, daß ihr euch durch allgemeine Regeln und Wertesysteme, Moralvorstellungen ganz konkret habt einschränken lassen?

 

Wo seid ihr von dem abgegangen, was ihr eigentlich hättet tun wollen, habt euch überreden lassen?

 

Versucht wahrzunehmen, wie euer Leben danach verlaufen ist, was eine solche Entscheidung, sich den allgemeinen Wertvorstellungen anzupassen, was diese Entscheidung in euch und mit euch gemacht hat! Wo hat sie hingeführt?

 

Wenn ihr genau darauf achtet, dann werdet ihr feststellen, daß immer dann, wenn ihr aus Gründen der Moralvorstellungen, der gesellschaftlichen Wertmaßstäbe nicht eurem eigentlichen Ziel oder eurem eigenen Impuls gefolgt seid, immer dann gab es Konflikte in euch, immer dann irgendwann taucht  Krankheit auf, und ihr schneidet euch damit von euren eigenen Lebensenergien, von euren eigenen Impulsen ab.

 

Im Grunde genommen hat jeder Mensch unendlich wilde, lebendige, freudige, sprudelnde Energien in sich. Diese Energien sind in jedem von euch, freudig, quirlig, sprudelnd, lebendig, nur gibt es verschiedene Entscheidungen und Muster in euch, die ihr übernommen habt oder die ihr für euch selbst aufgestellt und entschieden habt, die ein solches freies Sprudeln eurer Lebensenergie verhindern.

 

Das bedeutet, daß Wertungen und Bewertungen immer unsinnig sind, daß Bewertung, Wertung und moralische Maßstäbe immer Menschen abschneiden von ihren ureigensten Energien. Dies mag ketzerisch klingen, aber die Wertung trennt nicht nur einen Menschen von einem anderen, macht Unterschiede zwischen den Menschen, sondern sie trennt auch die Menschen von ihrer Lebensfreude.

 

Stellt euch nun einen Menschen vor, den ihr geringer achtet, und versucht diese Wertung aufzugeben zugunsten einer liebevollen und wohlwollenden Einstellung!

 

Geht in euer Herz und sagt: Alles, was derjenige tut, ist in Ordnung! Er lebt sein Leben, ich lebe mein Leben, und beides ist gleich gültig.

 

Versucht die Haltung einzunehmen von Gelassenheit in der Weise, daß ihr mit eurem Bewußtsein und mit euren Ideen und Maßstäben, die ihr für euch ganz persönlich habt und auch für euch ganz persönlich haben dürft, bei euch selbst bleibt!

 

Und seht den anderen Menschen als eigenständiges Individuum mit eigenen Zielen, eigenen Vorstellungen, auch wenn diese eurer Meinung nach etwas seltsam sind, auch wenn ihr diese nicht verstehen könnt, wenn sie euch eigenartig oder gar dumm vorkommen.

 

Versucht wahrzunehmen, daß dieser Mensch ganz eigenständig und auf seine ganz höchst individuelle Weise sein Leben organisiert und seinen eigenen Zielen folgt und es nicht an dir ist, daran herumzukritisieren, sondern letztendlich zu verstehen oder dahin zu gelangen, daß, wenn du ihn lassen kannst, die Möglichkeit besteht, ein liebevolles Verhältnis zu ihm zu bekommen, eine Liebe zu entwickeln für diesen Menschen und für all das was ist!

 

Und in dieser Liebe ist wiederum Verständnis möglich. Wenn ihr so jemand lassen könnt und ihm gegenüber eine liebevolle, tolerante Haltung einnehmen könnt, dann werdet ihr viel mehr von dem Wesen verstehen, was er verkörpert.

Wenn ihr dies mit all dem was ist tun könnt, wenn es euch gelingt, all das was ist einfach zu lassen und liebevoll anzuschauen als etwas, das andere Wesen auf höchst individuelle Weise tun, dann wird in euch so etwas wachsen wie ein Verständnis für diese Welt. Denn die Liebe, die in euch entsteht oder die ihr in euch entstehen laßt, verbindet euch mit diesen Dingen, mit dem was ist. Und es ist offfensichtlich, daß die Verhältnisse, die Beziehungen dadurch entkrampft werden, sich dadurch entspannen.

 

Nun, wie ihr sicher gemerkt habt, ist das nicht so einfach, wie wir das sagen. Man kann nicht einfach sein Wertesystem umstellen. Das ist im Grund genommen ein Prozeß, ein Prozeß innerer Wandlung und auch innerer Aktivität und auch innerer Erfahrung. Denn die Liebe, von der wir sprachen, kann man zwar versuchen in sich entstehen zu lassen, aber es gibt andere Teile innerhalb eurer Psyche, die eher noch auf der Seite der Trennung und der Bewertung sind.

 

Unser Vorschlag für die nächste Zeit und speziell auch für Weihnachten ist, euch mehr zu besinnen auf euer Wertesystem und auf das gesellschaftliche Wertesystem, diese einfach anzuschauen und zu versuchen, immer wieder eine liebevolle, lassende, wohlwollende Haltung einzunehmen gegenüber anderen Menschen, gegenüber deren Taten und gegenüber all dem, was euch umgibt.

 

Wir wollen dazu nachher noch eine Übung machen, möchten aber vorher jetzt noch die Möglichkeit zu fragen geben.

 

 

 

F r a g e n

 

Teilnehmer: Ich habe ein Problem gehabt bei dem Satz: Er lebt sein Leben, und ich lebe mein Leben. Und das ist ein Problem, was ich schon längere Zeit kenne, und zwar kam mir wieder ein Beispiel aus der Kriegszeit, wo ich an jemanden dachte, der mir sehr viel Schwierigkeiten, Schikanen gemacht hat, aber eben nicht nur mir, sondern allen, mit denen er zu tun hatte. Und ich meine, ich verstehe ihn ganz gut, wie das zustande kam. Ich kann mir natürlich auch sagen, nun gut, irgend etwas habe ich damit zu tun gehabt, sonst wäre mir der Mann nicht begegnet, aber trotzdem ist da eine Geschichte, denn es ist ja eine äußere Situation gewesen in der Kriegssitation, wo ich nicht sagen kann: Ich lebe mein Leben, und ich lasse ihn sein Leben leben, ich kann mich ja nicht von ihm trennen. Kannst du da noch eine Unterstützung geben, damit ich mit solchen alten Erfahrungen noch besser umgehen kann, auch wenn ich es heute ganz gut verstehe, was damals gewesen ist?

 

Stefan II: Dies ist ein ganz typisches Beispiel, wie sehr Verhakungen und Bewertungen in einem solchen Falle zum Tragen kommen und wie verwickelt ein solches System ist. Ihr wißt, ihr erschafft eure eigene Realität, d.h. es begegnen euch im Außen Menschen, Strukturen, die eurem Inneren entsprechen. Nun könnte man sich fragen: Was waren das für Strukturen, die du in dir getragen hast? Dies würde jedoch für heute zu weit gehen.

 

Du bist in einer Zeit aufgewachsen, in der es sehr viel Haß gab, nicht wahr. Dieser Haß saß in vielen der Menschen, und dieser Haß, woher der auch kam, hat sich letztendlich im Krieg ausgedrückt, in einer äußerst großen gewalttätigen Aktion, in der der Haß angestachelt wurde. Wenn man nun aber genau schaut, kann man feststellen, daß Haß oft entsteht aus dem Gefühl des Unbefriedigtseins. Menschen leben in einem gesellschaftlichen Rahmen, in dem sie nicht das tun können, was sie wollen, in dem sie sich nicht frei fühlen.

 

In der Zeit z.B. fanden viele Menschen keine Arbeit, hatten kein ausreichendes Einkommen. Und verbunden, das wißt ihr, war die Situation mit extremem Werten, mit strengen Vorstellungen davon, wie ein Mensch zu sein hat, was er zu tun hat, wie er sich zu kleiden, wie er zu laufen hat, wie er zu sprechen hat, welche Worte opportun sind und welche verboten. Kinder, die aufgewachsen sind, hatten es mitunter sehr schwer mit diesen rigiden Moralvorstellungen, mit diesen rigiden Verhaltensvorstellungen.

 

All diese Werte, die damals sehr streng gehandhabt wurden, erzeugen ungute und letztendlich auch Haßgefühle. Das Ganze kann sich soweit steigern, wie es damals geschehen ist, daß der Haß sich ausgerichtet hat gegen einen Feind, wen auch immer, der im Grunde genommen wahllos auserkoren wurde. Aber durch diesen Feind gab es ein Ventil, gab es eine Richtung für den Haß. Und der Haß konnte gelebt werden, der Haß als angestaute Energie der Nichtbefriedigung, der Unzufriedenheit, er konnte endlich herausexplodieren in diesen häßlichen Krieg.

 

Man kann sich fragen: Wo war die Liebe in dieser Zeit? Kann man sie irgendwo finden? War da Liebe? Sicherlich sehr wenig! Sicherlich nicht genug, um ein solches schreckliches Ereignis zu verhindern! Dies ist nur eine relativ einfache Erklärung, die nur grobe Energiemuster mit einbezieht und nicht ins Detail geht. Aber sie zeigt auf, wie verwickelt alles werden kann, wenn die Energien nicht frei gelebt werden, wenn der Mensch nicht die Möglichkeit hat oder sich nicht in der Lage fühlt, das zu tun, was ihm entspricht, das zu tun, was ihn glücklich macht, das zu tun, was ihn befriedigt.

 

Das ist, da möchten wir uns wiederholen, um dies zu verdeutlichen, eben nur möglich, wenn diese Wertmaßstäbe, diese einengenden Maßstäbe und Bewertungen beiseite gelassen werden und ersetzt werden durch wohlwollendes, liebevolles Lassen des anderen, das letztendlich münden sollte oder kann in der allumfassenden Liebe.

Gibt es noch Fragen dazu?

 

Teilnehmer: Ich hab' noch eine Frage bezüglich Moral- oder Wertevorstellungen. Ich hab ganz große Probleme z.B. bei den Tieren, die ja sehr häufig gemästet werden oder auch in völlig artfremden Verhältnissen ihr kurzes Leben fristen, damit sie dann geschlachtet werden. Mir ist es mit Sicherheit nicht möglich, solchen Leuten Liebe zu schicken.

 

Stefan II: Was meinst du? Diese Menschen, die das tun, meinst du, es ist ihr tiefstes innerstes Bedürfnis so etwas zu tun, Tiere in der Art zu quälen oder zu halten? Sicherlich nicht! D.h. die Menschen tun im Grunde genommen etwas, was ihnen nicht entspricht. Würden sie tief in sich hineinspüren, dann würden sie wahrnehmen, wie häßlich das Tun ist.

 

Die Frage, die sich stellt, ist: 'Können moralische Vorstellungen da abhelfen, moralische Ideen, Wertmaßstäbe, die sagen, daß es nicht gut ist, so etwas zu tun?' Nun, diese Wertmaßstäbe existieren sowieso und trotzdem tun die Menschen das. Im Grunde genommen brauchen diese Menschen Hilfe. Sie brauchen Verständnis und sie brauchen liebevolle Zuwendung, weil sie sich verrannt haben in Geldgier oder in Geschäftemacherei, in Reichtum, in Besitz, in Habgier, nicht wahr. Die Frage ist, welche Einstellung nimmt man denen gegenüber ein. Was meinst du? Welche Einstellung könnte man ihnen gegenüber einnehmen?

 

Ich hab' einfach ein Problem, das zu verstehen. Ich kann das nicht verstehen. Dann ist es schwierig für mich, eine liebevolle Einstellung zu haben.

 

Nun, diese Menschen, wenn du so willst, haben sich verirrt, haben sich verrannt. Es ist  wichtig zu versuchen, sie zu verstehen. Und wenn es dein persönlicher Impuls ist, Tieren aus dieser entsetzlichen Situation herauszuhelfen, dann solltest du etwas tun für diese Tiere, dann kannst du etwas tun, indem du in Verbänden mitarbeitest, die sich ein solches Ziel gesetzt haben oder solche Verbände unterstützt, oder vielleicht mit Menschen darüber redest, aber unserer Meinung nach, immer nur in liebevoller Weise.

 

Nicht daß man das Tun nicht verurteilt, daß man sie nicht hinweist auf die Qualen, die Tiere erleiden, aber trotzdem immer mit dem Verständnis im Hinterkopf, daß diese Menschen sich verirrt haben, daß sie gefangen sind in ihrem ureigensten Wertesystem, in dem z.B. Geschäft und Geld sehr viel bedeutet, in dem Geld, Geschäft und Besitz zur höchsten Maxime geworden sind und in welchem diese Menschen bereit sind, fast alles dafür zu tun.

 

Nur wenn du auf liebevolle Weise hinschaust, dann kannst du wahrnehmen, daß diese Menschen nicht glücklich sind und daß diese Menschen sich vielleicht noch mehr verrennen, noch mehr Tiere aufziehen und schlachten, um noch mehr Geld zu gewinnen, in der Hoffnung, daß sie dann glücklich werden. Du siehst die Spirale, die darin liegt, die Gefahr, der sie erlegen sind, und du kannst auf liebevolle Weise wahrnehmen, daß sie sich verrannt haben, auch wenn da ein grausamer Aspekt dabei ist. Macht das so Sinn für dich?

 

Ja, ur ich weiß nicht, wie ich dafür Verständnis erreichen kann.

 

Gibt es noch eine andere Frage?

 

Teilnehmer: Mir kam vorher die Frage, also für mich war es unverständlich im Zusammenhang mit dem Mißbrauch von Kindern, und so ein bißchen hab' ich den Eindruck, ist auch schon eine Antwort gegeben.

 

Stefan II: Dieser Fall liegt im Grunde genommen ähnlich. Da sind Menschen, die sich verrannt haben, auch Menschen, die z.B. auf Grund eines Wertesystems über Sexualität und über das Ausleben der Sexualität sich nicht in der Lage gefühlt haben, mit Menschen, die zu ihnen passen, Sexualität zu leben, nicht wahr, ihrem Impuls nachzugehen und sich Menschen zu suchen, die gerne mit ihnen Sexualität leben und in dieser Verzweiflung, in diesem inneren Umstand haben sie sich an Kindern vergriffen.

 

Es geht nicht darum, um dies nochmal zu sagen, dies zu rechtfertigen und zu billigen, aber trotzdem gegenüber diesen Menschen eine liebevolle und verständnisvolle Haltung einzunehmen, um dann aus dem Verständnis heraus zu sehen, daß diese Menschen Hilfe brauchen. Ähnlich wie mit Verbrechern, Gaunern, Dieben oder Bankräubern, es ist völlig unnötig bzw. dumm, solche Menschen in Gefängnisse zu sperren, d.h. ihnen noch mehr Freiheit zu nehmen, sie mit noch rigideren Methoden und räumlicher Eingrenzung zu begrenzen und klein zu machen.

 

Im Grunde genommen bräuchten sie liebevolles Verständnis, denn auch sie handeln aus einer Not heraus. Sie wissen sich oft einfach nicht anders zu helfen, sie haben keinen anderen Weg gefunden, sich im gesellschaftlichen Rahmen auszudrücken.

 

Teilnehmer: Ich hab'  noch eine Frage. Ihr habt vorhin gesagt, man soll versuchen, nicht zu werten oder zu beurteilen, aber ihr redet auch von einem grausamen Krieg und von grausamem Tun und das wäre Dummheit, das ist ja auch gewertet oder nicht? Da ist doch auch eine Wertung drin!

 

Stefan II: Der Krieg ist grausam, nicht wahr! Es geht nicht darum, das eine ist wertvoller oder weniger wertvoll, sondern es geht um Wertmaßstäbe, die Menschen einschränken, die Menschen daran hindern, sich selbst zu sein. Krieg ist grausam, aber wenn man von außen auf die Welt schaut und wenn man sehen kann, daß die Welt im Grunde ein Spielplatz ist, ein Übungsplatz für Selbstentwicklung, für Selbsterkenntnis und wenn man sieht, daß Menschen eine solche grausame Situation auswählen, dann kann man auch das liebevoll anschauen.

 

Jeder Mensch entscheidet für sich, was er für Erfahrungen macht, auch wenn sie manchmal eigenartig oder für andere nicht so einfach nachzuvollziehen sind, aber die Entwicklung von euch selbst und die Entwicklung von menschlichem Bewußtsein setzt da keine Grenzen. Es liegt an euch selbst zu entscheiden, an welchen Aktionen, an welchen Entwicklungen ihr teilnehmen wollt.

 

Wenn wir sagen 'grausam', dann meint das einfach die Erlebniswelt dieser Menschen, dies ist nicht unbedingt wertend gemeint. Es bedeutet einfach, daß es nicht angenehm ist für Menschen, so etwas zu erleben, nicht schön ist. Und trotzdem kann man die Haltung einnehmen, daß jeder Mensch das Recht hat, so etwas zu erleben. In der Entwicklung des menschlichen Bewußtseins gibt es keine Grenzen.

 

So kann es einfach dazu kommen, daß sich Menschen verrennen in ihr eigenes System, daß sie sich eine Realität erschaffen, die sie als nicht schön oder auch als grausam erleben, um dann aus dieser Erfahrung zu lernen, um zu lernen, was ihre inneren psychischen Strukturen und Wertmaßstäbe letztendlich im Außen für eine Realität erzeugt haben.

 

Das ist euer Weg. Ihr seid dabei zu lernen, Realität zu erzeugen, Realität zu erschaffen, eure Umgebung zu erschaffen, Ereignisse zu erschaffen. Und wie ihr vielleicht wißt oder sehen könnt, ist die Menschheit eher noch in einer Phase, in der sie dies unbewußt tut, in der sich die Menschen noch nicht bewußt sind, wie die Dinge im Außen mit ihnen innen drin zu tun haben, welche Verbindungen es da gibt.

 

Aber ihr seid auch an einer Stufe, wo ihr mehr und mehr dahin kommt, dies wahrzunehmen und zu empfinden, daß das Innen einen ganz direkten Zusammenhang hat mit dem Außen, mit der äußeren Realität. Und um mit der äußeren Realität und auch um mit sich selbst in Einklang zu kommen, ist die liebevolle Haltung diejenige, die am weitesten führt, die am weitesten Verständnis für euch mit sich bringt. Und jetzt wollen wir noch eine Übung machen mit euch.

 

 

Ü b u n g

 

Setzt euch bequem oder legt euch hin!

 

Und hört folgende weihnachtliche Worte!  Die Energie dieser Welt und eure höchst eigenen Energien kommen aus überschäumender Liebe. Andere Wesen, andere Zivilisationen, die ihr nicht kennt, haben ein Übermaß an Liebe. Wenn man so will, leben sie in unendlicher Liebe.

Aus dieser Energie der Liebe ist euer Universum entstanden, eure Welt. Die Energie, die ihr persönlich zur Verfügung habt, die die ganze Welt zur Verfügung hat, kommt von dieser Liebe.

 

Öffnet nun euer Herz! Spürt in euer Herz und wisset, wenn ihr da hineinschaut ganz tief in euer Herz, wenn ihr durch den Schmerz schaut, der in eurem Herz ist, durch die Verletzungen schaut, die in eurem Herz sind, wenn ihr durch die Schutzwälle schaut, die ihr um euer Herz gebaut habt, wenn ihr ganz tief nach innen geht, dann ist da unendliche Liebe! Versucht dies nun nachzuempfinden!

 

Stellt euch vor, ihr wärt ein kleines Kind, das vollständig geborgen und umsorgt ist, das nichts tun muß, das getragen und gehalten wird, und empfindet die Liebe, die ein solches Kind bekommt!

 

Und laßt einfach zu, für den jetzigen Moment, daß da Liebe ist für euch, ohne daß ihr etwas dafür tun müßt, ohne daß ihr bewertet werdet!

 

Atmet tief ein und laßt dies einfach zu! Versucht zu empfinden, da ist göttliche Liebe für euch, und die ist immer da, egal was ihr tut, egal wie ihr seid! Sie steht euch immer zur Verfügung, und ihr nährt euch von deren Kraft. Laßt einfach zu, daß ihr sie fühlen könnt!

 

Und laßt sie tief in euch eindringen und sich ausbreiten in eurem Körper und in eurem Bewußtsein! Ihr seid immer angeschlossen an diese allumfassende göttliche Liebe, und ihr müßt nichts dafür tun. Versucht sie in jeden Körperteil hineinfließen zu lassen!

 

Stellt euch nun vor, wie diese göttliche Liebesenergie sich ausbreitet in eurer Aura, in eurem Energiefeld, wie euer Energiefeld immer weiter und weiter wird. Wenn ihr möchtet, könnt ihr nun von dieser Energie, von dieser Liebe etwas zu anderen Menschen senden, die ihr kennt oder zu Menschen, die ihr nicht kennt, wohin ihr möchtet.

 

Damit möchten wir diese Übung und auch diesen Abend beenden und wünschen euch allen eine besinnliche und liebevolle Weihnachtszeit