A u d i o s k r i p t

 

 

 

 

 

 

Stefan Geiger

 

 

 

 

 

 

21. Stefan II - Gruppe 1996

 

 

 

Der göttliche Aspekt

 

 

 

 

Seid gegrüßt an diesem vorweihnachtlichen Abend in dieser großen Runde!

 

Wir wollen heute mit unserem Thema der winterlichen und weihnachtlichen Zeit Rechnung tragen, und wir wollen außerdem an den letzten Abend anknüpfen, an dem es um innere Kinder, innere Gestalten, innere Energiepersönlichkeiten ging. Heute abend wollen wir euch den  g ö t t l i c h e n  A s p e k t  i n  e u c h  nahe bringen passend zu der weihnachtlichen Zeit, die eine Zeit der Besinnung ist auf das Ursprüngliche im Menschen und allen Daseins, des Kosmos überhaupt. Wir wollen das Göttliche in euch selbst für euch erfahrbar machen.

 

Das Göttliche ist, wie ihr wißt, überall zu finden. Es ist die Ur- und Schöpfungskraft überhaupt, die all das, was ihr kennt und all das, was ihr nicht kennt, erschaffen hat und immer weiter und weiter erschafft. Diese göttliche Urkraft hat hier in dieser Dimension von Raum und Zeit eine spezielle, nicht allgemeingültige Bedeutung. In dieser Dimension, in der ihr in der Zeit und in einem bestimmten Raum lebt und in der die Zeit abläuft und ihr ein Gestern und ein Morgen kennt, hat das Göttliche eine besondere Bedeutung und auch eine besondere Ausprägung.

 

I n n e r h a l b  d e r  Z e i t  ist das Göttliche eigentlich nicht in dem Sinne als Göttliches an sich zu erfahren, denn es ist zeitlos. Trotzdem besteht für euch die Möglichkeit innerhalb von Raum und Zeit euch dem Göttlichen anzunähern, insbesondere dem göttlichen Aspekt in euch selbst. Ihr könnt diesem Teil nahe kommen, ihn wahrnehmen, ihn erspüren und erfühlen und durch diesen Teil erahnen, was das Göttliche im Grunde ist.

 

Wie wir sagten hat das göttliche Prinzip, die göttliche Idee, in Raum und Zeit besondere Ausprägungen. Wir wollen hier einige  G r u n d p r i n z i p i e n  anschneiden, um zu verdeutlichen, über welche Wege oder über welche Ideen man sich dem göttlichen Prinzip annähern kann. Wir tun dies wohlwissend, daß über das Göttliche an sich nicht gesprochen werden kann. Man kann es nur erfahren. So ist das, was wir sagen, immer nur der Versuch einer Annäherung.

 

Ihr wißt, ihr lebt in einer Dimension der Trennung und Getrenntheit. Das heißt, ihr erlebt euch getrennt von eurer Umwelt, gestern getrennt von morgen. So ist der erste Aspekt für das göttliche Prinzip  d a s  V e r b i n d e n d e , die  L i e b e  als die verbindende Kraft des Göttlichen. Wenn man also in die Liebesqualität hineingeht, nähert man sich dem Göttlichen.

 

Ein anderer Aspekt, über den man sich dem göttlichen Teil in sich selbst nähern kann, ist die      W e r t f r e i h e i t , verstanden als unendliche Toleranz, verstanden als die Fähigkeit, alles so sein und sich so entwickeln lassen zu können, wie es das möchte, ohne zu werten, zu urteilen.

 

Eine weitere Qualität ist die  W e r t s c h ä t z u n g , die  A c h t u n g  vor allem was ist, die Fähigkeit, all dies zu schätzen und hoch zu achten in seiner Bedeutung und in seiner Einzigartigkeit.

 

Ein anderer Aspekt ist das  S p i e l e r i s c h e , das Nichternste.

 

Ein weiterer Aspekt von Göttlichkeit ist die  D y n a m i k , die Dynamik im Sinne von Wandel. So gehört zur Annäherung an die göttliche Idee innerhalb der Zeit das Verständnis von Geboren-werden und Sterben, von Entwicklung. Hier in der Zeit kommt alles und vergeht alles. Wenn man die göttliche Idee hier begreifen will, muß man das Prinzip von Stirb und Werde, das Prinzip vom ewigen Wandel innerhalb der Zeit begreifen.

 

Wieder ein anderer Aspekt von Göttlichkeit ist  e r w e i t e r t e s  B e w u ß t s e i n , erweitertes Bewußtsein dahingehend, daß man über all das, was existiert, immer mehr und immer mehr Bewußtheit erlangt. Das heißt, daß man mehr und mehr Verständnis, Wissen, Wachsamkeit, Aufmerksamkeit um sein eigenes Wesen entwickelt, für seine eigene Identität. Es bedeutet, daß man Wissen entwickelt über das, was man ist, über die Aspekte in sich, zum Beispiel, um anzuknüpfen an den letzten Abend, über die inneren Kinder in sich, deren Funktionieren und Ausdrucksweise.

 

Damit wird auch Bewußtsein erlangt über das, was man nicht ist, über das eigene Umfeld, über andere Menschen und letztendlich über kosmische Zusammenhänge.

 

All diese Aspekte sind wichtig, wenn man sich der göttlichen Idee, dem Göttlichen überhaupt annähern möchte hier innerhalb der Zeit. In diesem Zusammenhang wollen wir sagen, daß das Weihnachtsfest immer verbunden war mit der Geburt von Jesus Christus, daß dessen Leben aber nicht gerade freudig und dynamisch endete, sondern am Kreuz.

 

Wir wollen hier ganz deutlich sagen, daß es an der Zeit ist, diese Idee von der gekreuzigten Göttlichkeit, von Leid als Weg zu Gott fallen zu lassen. Es ist an der Zeit zu begreifen, daß dies zwar eine Idee ist, die die Menschen lange Zeit in sich getragen haben, aber daß diese Idee auf Unverständnis basiert.

 

Gelebte Göttlichkeit bedeutet  F r e i h e i t , D y n a m i k , W a c h s t u m . Es bedeutet, daß jeder Mensch Zugang findet zu seinem innersten göttlichen Kern und diesen mit all seinen Möglichkeiten, Kräften und all seinem Wissen, all seiner Klarheit und Wahrheit zum Ausdruck bringt. So ist die Symbolik von dem gekreuzigten Göttlichen auch eine Symbolik, die jeder für sich selbst auch in sich anschauen sollte.

 

Wo habt ihr euch selbst gekreuzigt? Wo habt ihr eure eigene Göttlichkeit beschnitten? Wo hört ihr nicht ehrlich und wachsam auf diesen inneren Kern? Wo folgt ihr ihm nicht ehrlich und mit Aufrichtigkeit?

 

Es ist sinnvoll, sich all diese Gedanken in dieser bedächtigen Zeit durch den Geist gehen zu lassen. Es ist an der Zeit für die Erde, für die Menschen, eine neue Idee von Göttlichkeit zu verstehen, zu leben, in die Tat umzusetzen, zum Ausdruck zu bringen, zu verwirklichen. Die Zeit dafür ist jetzt reif.

 

Wir wollen jetzt mit euch eine Übung machen, eine Übung, die mehrere Komponenten einschließt, die wir zuvor kurz erklären wollen. Wir werden euch bestimmte Sätze sagen, deren Sinn ihr bitte versucht zu fühlen, nicht nur im Kopf zu verstehen, sondern innerlich im Herzen zu fühlen.

 

Wir legen euch dazu nahe, daß, wenn ihr einen Satz hört, ihr ihn innerlich wiederholt und dabei tief einatmet. Ihr könnt den Atem benutzen, um das Gehörte tief in euch einsinken zu lassen. Wir werden außerdem anregen, bestimmte Bilder aus eurer Erinnerung auftauchen zu lassen, und euch wieder bitten, euch mit diesen Bildern zu verbinden und deren Gehalt innerlich wahrzunehmen. Wir schlagen vor, auch dabei tief einzuatmen und zu spüren, wie tief der Atem gehen möchte, wenn ihr ein Bild habt.

 

Es gilt auch für die ganze Übung, bewußt zu atmen. Nehmt immer wieder euren Atem wahr! Ihr könnt gewisse Ideen und Bilder mit dem Atem in euer Innerstes transportieren, beziehungsweise ihr bewegt euch mit eurer Aufmerksamkeit hin zu eurem göttlichen Kern, indem ihr mit gewissen Bildern oder Ideen tief einatmet, so daß sie ganz in euch einsinken können.

 

 

 

Ü b u n g

 

Dann macht es euch bequem!

 

Atmet ein paarmal tief durch und nehmt die Göttlichkeit eures Atems wahr! Spürt, ob sich euer Körper ein wenig bewegen, strecken oder räkeln möchte!

 

Spürt, ob ihr gähnen wollt, so daß ihr ganz frei und ganz tief entspannt!

 

Spürt hinein! Atmet tief, ganz tief und gähnt und streckt euch, wenn euch danach ist!

 

Nehmt die Göttlichkeit eures Atems wahr. Der Atem versorgt euch mit neuer Energie, um so mehr, je tiefer ihr einatmet!

 

Haltet die Augen geschlossen! Spürt euch selbst! Werdet ruhig innerlich! Nehmt euren Atem wahr! Wie tief möchte er gehen?

 

Laßt zu, wie sich euer Körper jetzt entspannt, wie sich alle Nerven und alle Muskeln eures Körpers entspannen und ihr für diese Übung hineinsinkt in ein angenehmes, schönes Gefühl von Entspannung!

 

Laßt alle Spannung los! Laßt los, was vielleicht am Tag gewesen ist, und gleitet hinein in dieses angenehme, entspannte Gefühl!

 

Laßt zu, laßt geschehen! Euer Geist bleibt wach! Ihr seid weiter bei eurem Atem! Nehmt die Energie wahr, die ihr ein- und ausatmet! Mit jedem Wort sinkt ihr noch ein wenig tiefer in die Entspannung hinein!

 

Euer Geist entspannt sich, bleibt dabei aber ganz wach, ganz wach und entspannt!

 

 

Jetzt geht weit zurück in eurer Erinnerung in die Zeit, als ihr ein Kind wart, als ihr ein spielerisches, vergnügtes Kind wart! Laßt eine Situation aus relativ früher Kindheit auftauchen, in der ihr vergnügt und spielerisch wart und gleichzeitig euch aber auch wichtig vorkamt! Sucht eine Situation, in der ihr die Wichtigkeit und Bedeutsamkeit eures Daseins gespürt habt und in der ihr euch verbunden, in Einklang gefühlt habt mit der Welt!

 

Geht in eine solche Situation! Fühlt die Leichtigkeit, das Verspielte des kindlichen Charakters! Fühlt aber auch die Bedeutsamkeit seines Daseins, seine Gewißheit, sein Selbstbewußtsein!

 

Seht, wie ihr fröhlich wart als Kind! Wenn ihr wollt, wechselt die Szene! Sucht eine ähnliche Situation!

 

Geht da hinein und schaut euch selbst an als Kind, als ihr fröhlich und aber auch als ihr euch wichtig wart, als ihr eure Bedeutung mit eurem kindlichen Charakter gespürt habt! Seht eine Szene, in der ihr ein Gefühl hattet von der Wichtigkeit eurer Existenz, von der Bedeutung eures Daseins!

 

Wann kamt ihr euch bedeutungsvoll vor? Kostet diesen Moment aus! Verbindet euch mit der Energie dort! Erlebt sie jetzt wieder! Was war für euch damals wichtig? Was war das Bedeutungsvolle? Fühlt es!

 

Nehmt dieses Gefühl mit und geht in die jetzige Zeit! Versucht zu erfühlen, was heute für euch an eurem Leben bedeutsam ist. Welche Bedeutung meßt ihr euch selbst, eurer Existenz bei?

 

Vergleicht dies mit der Bedeutung, die ihr als Kind wahrgenommen habt!

 

Dann achtet wieder auf euren Atem! Wie tief möchte er gehen? Atmet tief ein, wenn euch danach ist!

 

 

Jetzt sagt zu euch selbst: 'Ich bin bedeutungsvoll!'

 

Atmet dabei langsam tief ein und laßt diesen Satz tief hineinsinken in euer Innerstes! Nehmt ihn tief hinein in euch mit Hilfe des Atems!

 

 

Nun sagt innerlich zu euch selbst: 'Ich bin liebevoll!' oder: 'Ich bin voll Liebe!'

Atmet dabei tief ein! Nehmt diese Idee tief in euch hinein!

 

 

Sagt zu euch selbst: 'Ich bin wertvoll!'

 

Und atmet dabei tief ein und aus!

 

 

Dann sagt zu euch selbst: 'Ich bin spielerisch wie ein Kind!'

 

Atmet dabei tief ein und aus!

 

 

Jetzt sagt zu euch selbst: 'Ich bin verbunden mit allem, was es gibt!'

 

Nehmt diese Idee tief in euch auf mit dem Atem!

 

 

Sagt zu euch: 'Ich bin liebevoll und tolerant!'

 

Laßt auch diese Idee tief einsinken mit Hilfe des Atems!

 

 

Abschließend sagt zu euch selbst: 'Ich bin ein göttliches Wesen!'

 

Und atmet auch diese Idee tief ein, tief in euer Herz hinein!

 

'Ich bin ein wertvolles, göttliches Wesen!'

Atmet diese Idee tief in euch hinein und versucht sie zu erfühlen! Erlaubt euch, eure Göttlichkeit wahrzunehmen, den göttlichen, liebevollen, inneren Teil!

 

Spürt die göttliche Kraft eures Atems! Atmet so tief ein, wie es für euch stimmt! Fühlt eure Göttlichkeit, atmet sie ein, fühlt die Verbindung von all den Menschen, die hier sind und von all dem was ist! Sagt ja zu eurem Wesen!

 

 

Bleibt in dieser Energie!

 

 

 

Da diese Übungsabende jeweils einen Ausdrucksteil haben, werden wir euch gleich bitten, eure Göttlichkeit durch Bewegung, durch spielerisches, leichtes Bewegen in Verbindung mit der Energie, in der ihr euch jetzt befindet, zum Ausdruck zu bringen. Ihr werdet zuerst ein paar Klänge hören, und dann werdet ihr gebeten, euch langsam zu erheben und euch selbst so zu bewegen, wie es eurem momentanen Gefühl entspricht mit diesem Gefühl von Liebe, von wertvoll sein und aber auch von Leichtigkeit.

 

Jeder Mensch drückt seine Göttlichkeit auf seine höchst individuelle Weise aus. Jeder tut dies aus seinem innersten Wesen heraus. So gibt es keine Vorgaben, keine Regeln außer der Regel, daß ihr ganz euch selbst seid und daß ihr einfach seid, einfach ihr selbst seid mit eurer Göttlichkeit.

 

Wir werden uns dafür etwas zurückziehen. Bleibt in dieser Energie!

 

 

Es folgt die  Ü b u n g  zum Ausdruck der eigenen Göttlichkeit zu Musik.

 

 

 

Bad Dürkheim, 11.12.1996

 

 

 

 

aufgezeichnet von Werner Fuchs, geschrieben von Christine Fuchs

ã Stefan Geiger, Ó Christine Fuchs