A u d i o s k r i p t
Stefan Geiger
7.
Stefan II - Gruppe 1995
Innere
Mitte
Bad Dürkheim,
17.5.1995
aufgezeichnet von Werner Fuchs,
geschrieben von Christine Fuchs
ã Stefan Geiger, Ó Christine Fuchs
I n n e r e M i t t e
Seid
gegrüßt, liebste Freunde, in dieser erweiterten Runde! Wir begrüßen hiermit
ganz speziell auch die neu Hinzugekommenen.
Nun,
wir haben bisher dieses Thema „Freiheit, Individualität und Liebe“, und wir
sagen dies auch für die neu Hinzugekommenen, unter verschiedenen
Gesichtspunkten betrachtet, wobei wir zum einen mehr den Aspekt der Liebe, was
Liebe denn ist, und auch den Aspekt der Göttlichkeit des Menschen oder der
göttlichen Liebe betrachtet haben. Zum anderen haben wir aber auch Aspekte des
menschlichen Innenlebens, des psychischen Innenlebens angeschaut, z.B. der
Emotionen und der Bilder, die ein Mensch in sich trägt und die sich ständig
wandeln, wachsen, ausbreiten. Durch diesen Wandel ist ein immerwährender Fluß
und eine Erneuerung der persönlichen Energie und aber auch der persönlichen
Identität möglich.
Wir
wollen uns heute abend mehr mit dem Aspekt der
I n n e r e n K r a f t oder auch mit dem Aspekt des I n n e r e n Z e n t r u m s oder der
I n n e r e n M i t t e befassen. Den meisten ist dieser Begriff
sicherlich bekannt.
Sein
inneres Zentrum finden, bedeutet, tief in sich zu ruhen, tief verbunden zu sein
mit seinen eigenen Energiequellen, tief verbunden zu sein mit seinen eigenen
Wissensquellen, mit seinen eigenen Informationsquellen, aber auch tief
verbunden zu sein mit all dem was ist. Das heißt man ist sich bewußt, daß man
in der Tat nicht allein ist und auch nicht getrennt ist von all dem, was hier
in dieser Realität existiert, sondern eben auf tiefer Weise verwoben ist mit
all dem, was es gibt, und ganz speziell aber noch verwoben ist mit all dem, was
einem im täglichen Leben begegnet.
Diese V e r b i n d u n g ist spürbar, wenn man in sich ruht, was
gleichbedeutend ist damit, daß man in seiner inneren Mitte ist. So kann man
dann in sich ruhend z.B. Informationen erhalten aus seiner Umwelt. In sich
ruhend ist man offen für telepathische Kanäle, z.B. wenn man morgens ein
Frühstücksei kocht, braucht man keine Uhr, sondern es reicht, daß man das Ei in
den Topf tut und plötzlich weiß, daß es recht ist nach einiger Zeit, einfach
weil es eine Verbindung gibt zwischen euch und all dem, was drum herum da ist.
Informationen sind abrufbar. Das heißt ihr könnt tatsächlich wahrnehmen, wann
ein Ei, das ihr kocht, soweit ist, daß ihr es herausnehmen und essen könnt.
Diese
Verbindung und die Informationen sind immer da, sind immer für euch
erreichbar, aber ihr wißt und ihr
erkennt, daß das meistens nicht funktioniert. Was wir sagen möchten, ist,
Informationen abzurufen über Dinge oder Menschen um euch herum, ist jederzeit
möglich, nur wenn man nicht in sich ruht, wenn man nicht tief in seiner Mitte
ruht, ist das nicht möglich .Dann ist das Bewußtsein, das bewußte Sein,
beschäftigt mit Äußerem, es ist sich nicht der Verbindung, der inneren tiefen
Verbindung zur eigenen Existenz bewußt, sondern beschäftigt sich nur mit
äußeren Dingen, z.B. mit einem Menschen, der einem gegenübersitzt oder mit
einer Arbeit. Es ist fixiert auf das, was es gerade tut oder fixiert auf das,
was ihm gerade begegnet.
Der
bewußte Kontakt nach innen ist nicht vorhanden, der Kontakt zur Mitte, zur
eigenen inneren Mitte ist nicht bewußt da. Vorhanden ist dieser Kontakt im
Grunde immer. Die Verbindung ist immer da. Ihr werdet auch genährt aus diesen
inneren Quellen, nur die Frage ist: Seid ihr euch dessen bewußt? Und das ist in
den meisten Fällen nicht der Fall.
Bewußt
seid ihr euch eher der ä u ß e r e n D
i n g e , der äußeren Umstände oder auch der eigenen Gedanken, denen ihr
nachhängt. In sich zu ruhen bedeutet z.B. auch, daß wenn einem jemand begegnet,
der vielleicht ärgerlich, zornig oder wütend ist, daß der einen nicht aus der
Ruhe bringen kann, weil man ja in sich ruht und in seinem Zentrum ist. Wenn man
das nicht ist, ist man angreifbar, ist man nicht stabil in sich, und man
reagiert verletzt oder auch ärgerlich oder wie auch immer. Auf jeden Fall ist
man nicht mehr frei.
Eines
der Themen der Vortrags und Übungsreihe ist die Entwicklung der i n n e r e n F r e i h e i t oder auch
der individuellen Freiheit. Diese tatsächlich zu leben und sie zum Ausdruck zu
bringen, bedeutet, daß man so handelt, wie es einem innen drin in seiner Mitte
tatsächlich entspricht, daß man das tut, wovon man tief innen in sich spürt,
das ist das Richtige für mich. Es bedeutet, daß man dieses Innere wahrnimmt und
daß man diesem Inneren folgt und es nach außen zum Ausdruck bringt gegenüber
anderen Menschen und im alltäglichen Leben, was in der Tat viele Menschen nicht
tun. Sie tun nicht das, was ihnen tief innen entspricht. Sie haben sich sehr
weit entfernt davon. Sie tun das, was man von ihnen verlangt oder erwartet und
verwickeln sich dadurch in Abhängigkeiten.
A
b h ä n g i g k e i t ist das Gegenteil von Freiheit. Wenn man dem
folgt, was andere fordern oder erwarten, dann macht man sich abhängig, man
macht sich unfrei. Und man lebt an seinem eigentlichen Impuls, an dem, was das
Innere für einen bestimmt hat, vorbei. Was dabei passiert, ist, daß die eigenen
Energien immer schwächer werden. Denn die persönlichen Energien haben eine
Richtung, eine Impulsrichtung. Sie unterstützen euch dahingehend, das zu
verwirklichen, was tief innen drin für euch stimmt, eure inneren Impulse. Wenn
ihr aber äußeren Anforderungen, Erwartungen, Impulsen folgt, die für euch nicht
stimmen, dann schwindet eure persönliche Energie, es schwindet eure persönliche
Freiheit, und es tritt so etwas auf, wie Lustlosigkeit, Ärger, Mißmut und im
extremsten Falle Depression.
In
der D e p r e s s i o n hat sich ein Mensch extrem weit von seinen
inneren Impulsen entfernt, so weit, daß er nichts mehr wahrnimmt von den
inneren Impulsen, überhaupt nichts mehr, und sich deshalb so sehr allein
gelassen fühlt, und das Dasein von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geprägt
ist. Und dieser Zustand tritt in der Tat nur ein, wenn man nicht dem folgt, was
tief innen drin an Wissen, an Informationen, an Energien für das eigene Leben
vorhanden ist, als Hilfe, als Unterstützung und als Richtungsweiser.
Wir
wollen heute mit euch eine Übung, oder besser gesagt eine Übung und eine
Vorübung, dahingehend machen, damit ihr in eure Mitte, in euer Zentrum und in
eure persönliche Kraft hineinkommen könnt.
V o r ü b u n g
Dazu
bitten wir euch jetzt, euch nicht bequem, sondern eher aufrecht hinzusetzen.
Der bequeme Teil kommt anschließend.
Wir
werden euch gleich bitten, ein paarmal tief durchzuatmen und auf euren Atem zu
achten, denn es ist sehr schwierig in seine persönliche Mitte zu gelangen, wenn
der Körper verspannt ist, wenn Muskeln und Nerven verspannt sind. Wenn Muskeln
und Nerven verspannt sind, dann stellen diese Verspannungen Panzer dar, die
euch nicht erlauben euch tief innen drin zu spüren. Wir wollen in dieser
Vorübung versuchen, mit Hilfe des Atmens Verspannungen zu lösen und euch zu
euch selbst zu führen.
Wir
bitten euch jetzt, ein paarmal tief einzuatmen, euren Körper zu spüren, evtl.
zu gähnen oder vielleicht Beine und Arme zu strecken.
Spürt
in euren Körper und geht den Impulsen nach, die den Körper entspannen, und
atmet immer wieder tief ein! Ihr könnt seufzen oder gähnen, wie auch immer.
Ihr
dürft auch Töne von euch geben. Beobachtet auch, was dabei passiert! Folgt den
Impulsen eures Körpers! Gähnt, streckt euch, bewegt ein bißchen die Finger und
atmet immer wieder tief ein!
Bleibt
mit eurer Aufmerksamkeit bewußt bei euch selbst, eurem eigenen Atem, bei eurem
Körper!
Spürt,
wie ihr atmen könnt oder sollt, damit die Energie in eurem Körper in Fluß
kommt! Der Körper zeigt euch dies.
Spürt
auch den Atem! Wie will der Körper atmen? Da sind Impulse in euch! Laßt den
Körper atmen und beobachtet, was passiert!
Wenn
ihr noch Verspannungen spürt an einer Stelle, könnt ihr die Stelle anspannen,
dort hineinatmen und beim Ausatmen die Spannung loslassen!
Laßt
jetzt langsam dieses Atmen abklingen und beobachtet weiter euren Körper, euren
Atemrhythmus! Spürt in euch hinein! Spürt, wie ihr jetzt da seid!
Konzentriert
eure Aufmerksamkeit auf das Jetzt, auf das Hier und Jetzt und euren Körper und
euren Atem! Achtet darauf, daß ihr den Atem jetzt fließen laßt, wie er möchte!
Beeinflußt
ihn nicht, sondern beobachtet ihn nur und gebt diesen Atemimpulsen nach, folgt
ihnen!
Beobachtet,
was sich in euch verändert hat, wie sich euer Körper anfühlt, wie ihr euch
anfühlt jetzt, beobachtet!
Bleibt bei euch selbst! Spürt in euch hinein!
Es
beginnt jetzt der zweiteTeil der Übung, wo wir versuchen wollen, euch ein Stück
weit in eure Mitte und in euer eigenes individuelles Zentrum zu führen, hin zu
eurer persönlichen Kraft.
Ü b u n g
Stellt
euch jetzt vor, und nehmt eine entsprechende Körperhaltung ein, stellt euch
vor, ihr seid ungeheuer stark, kraftvoll, groß! Versucht euch zu empfinden und
zu erleben z.B. wie ein starkes Tier!
Blast
euren Oberkörper auf und stellt euch vor, da ist ganz viel auch körperliche
Kraft in euch!
Versucht
euch vielleicht als ein starkes Tier zu fühlen, das euch entspricht oder als
starker Mann oder einfach nur Stärke in euch zu spüren, persönliche Kraft,
Wille!
Blast
euch etwas auf!
Versucht
ungeheure Kraft in euch zu spüren, einfach nur in eurer Vorstellung!
Und
jetzt laßt davon ab und werdet ruhig innerlich und eher still!
Jetzt
versucht innerlich, auch körperlich, ganz zart, ganz sensibel, ganz fein zu
werden! Stellt euch vielleicht ein ganz zartes Vöglein oder ein Tier vor oder
eine ganz zarte Blume!
Stellt
euch vor, wie ihr diese Energie, dieses Zarte, Hochsensible, Verletzbare als
Energie in euch aufnehmt! Ihr werdet kleiner, zarter, aber ganz sensibel und
wach, aufmerksam, rezeptiv, wahrnehmend! Lauscht, riecht, fühlt!
Werdet
ganz zart, ganz sensibel, ganz wahrnehmend wie eine zarte Pflanze!
Bewegt
ganz sanft und langsam euren Oberkörper hin und her, ganz sanft wie ein Blatt
im Wind! Ihr seid ganz beweglich, zart!
Ganz
sensibel im Sinne von wahrnehmend! Hört, riecht, fühlt! Still innerlich! Wiegt
euch ein wenig hin und her, ganz sanft und lauscht in die Stille!
Und
jetzt laßt wieder davon ab und geht mehr in Richtung der Kraft und des starken
Tieres ganz langsam! Atmet wieder etwas kräftiger!
Laßt
mehr und mehr diese Kraft, die Energie oder das Bild, die Vorstellung der
Stärke, des starken Tieres in euch wachsen und wachsen, stärker werden!
Geht
wieder mehr und mehr in diese Vorstellung von ungeheurer Stärke! Atmet
kräftiger!
Blast
euch auf und spielt, wenn ihr so wollt den starken Mann!
Fühlt
die Kraft, visualisiert die Kraft!
Und
dann laßt das wieder, geht da wieder heraus! Geht ganz allmählich wieder in die
zarte Energie, das Zarte, Sensible, Feine, Wahrnehmende, Rezeptive,
Aufnehmende!
Werdet
ganz wahrnehmend, zart und beeindruckbar! Werdet still und lauscht!
Ganz
zart, ganz wahrnehmend, ganz sensibel, fein, lauschend, riechend, fühlend!
Spürt
euren Körper! Seid aufmerksam, sensibel! Bewegt euch ganz wenig hin und her,
ganz sanft!
Diese
beiden Qualitäten, die Qualität der Stärke, der aktiven, impulsiven Energie und
die Qualität des Wahrnehmens, der feinen, zarten eher passiven, rezeptiven
Energie, beide Qualitäten gehören zu euch, beides sind wesentliche Qualitäten
von euch als Menschen. Wenn es euch gelingt, beide Pole oder beide Qualitäten
zu verbinden in euch, dann werdet ihr ganz automatisch in eure Mitte kommen.
Die Verbindung beider Qualitäten führt euch in euer persönliches Zentrum, in
eure persönliche Kraft.
Wir
gehen jetzt noch einmal in die aktive Energie.
Fühlt
euch noch einmal stark und kraftvoll! Blast euch auf!
Imaginiert
ungeheure Kraft in eurem Körper, in eurem Geist, Weite, auch Zielgerichtetheit!
Und
jetzt bitten wir euch, noch einmal in das andere Extrem zu gehen! Werdet still,
zart, fein und wahrnehmend, rezeptiv!
Lauscht,
hört, fühlt, spürt euren Körper, lauscht auf Geräusche!
Versucht
euch jetzt an den aktiven Pol nur zu erinnern! Seid ganz rezeptiv und erinnert
euch an die andere Qualität und schaut,
ob ihr sie ein Stück weit in euch aufnehmen könnt! D.h. ihr seid
sensibel, wachsam und laßt aber jetzt langsam die Stärke, die Kraft aufsteigen
in euch! Bleibt aber sensibel, wahrnehmend! Versucht aber auch die Kraft zu
spüren, die Lebensenergie, wie sie pulsiert, die aktiven Impulse in euch, d.h.
ihr fühlt die Kraft in euch, in eurem Körper! Und seid trotzdem ganz sensibel!
Denkt
abwechselnd an die eine und dann wieder an die andere Qualität und versucht,
daß beide in euch gleichzeitig vorhanden sind, die Stärke und das wahrnehmende
Prinzip! Ihr könnt auch mal mehr die Stärke spüren und dann wieder mehr das
Sensible!
Verbindet
euch jetzt noch in der Vorstellung mit der Erde!
Öffnet
euch einen Kanal, eine energetische Öffnung hin nach unten zur Erde und stellt
euch vor, daß es da einen Verbindungsstrahl gibt, durch den ihr verankert seid
auf der Erde, verbunden seid mit dem irdischen Prinzip, durch den ihr z.B.
spürt, wie die Erde euch anzieht durch den Druck auf die Füße oder auf den
Stuhl, auf dem ihr sitzt!
Dann
stellt euch eine ebensolche Verbindung her zum Kosmos oder zur Sonne!
Spürt
euren Atem, wie er fließen möchte! Spürt eure Lebenskraft, eure Sensibilität
und wie ihr verbunden seid mit Erde und Kosmos!
Erlebt
euch zentriert in euch selbst! Spürt eure Kraft und eure Sensibilität, eure
Wachheit hier im Jetzt! Spürt euren Atem und dann bleibt in dem Zustand noch
einen Moment oder entspannt euch, wie ihr möchtet!
Lernt diesen
Zustand kennen! Achtet darauf, daß ihr euch nicht verspannt! Seid jetzt einfach
nur da, ohne irgend etwas zu tun! Strengt euch nicht mehr an, tut nichts mehr,
sondern seid einfach nur da, in euch ruhend, ganz bei euch selbst, entspannt
bei euch selbst!
Und damit ist
diese Übung beendet.
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Die Atemübung
übrigens ist sehr dienlich oder hilfreich bei jeder anderen Übung, die ihr
machen möchtet, wenn ihr sie vorher macht, einfach zu eurem Atem spürt und
versucht, den entspannenden Charakter von Atem wahrzunehmen. Das kann auch eine
Hilfe sein im Alltag, wenn man weiß, auf seinen Atem zu achten und sich durch
seinen Atem schnell zu entspannen, zu lösen von Spannungen und sich durch das
bewußte Atmen in den Moment hineinzubringen in das Hier und Jetzt und damit
auch zu sich selbst.
Nun, wir
möchten jetzt zum Abschluß noch die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen, wenn
da Interesse ist bezüglich dieser Übung oder auch bezüglich dieser Themen, über
die wir gesprochen haben.
F r a g e n
Teilnehmer: Wenn
ich das Kraftvolle und das Feine verbinde, entsteht bei mir etwas Neues.
Stefan II: Wie würdest du das charakterisieren?
Es entsteht ein Bild von mir.
Ja, ein neues
Bild von dir, verstehen wir das richtig? Könntest du das noch etwas
beschreiben?
Wenn ich die beiden Pole zusammennehme, ich weiß nicht, ob
es mir gelungen ist, spüre ich mich in dem Moment anders, und ich sehe mich
anders. Also etwas Neues.
Hast du
dahingehend eine Frage?
Ich weiß nicht, was ich da sehe. Ist das eine Projektion
oder bin das wirklich ich?
Entstehen da
Bilder in dir? Ist es das, was du meinst?
Ja!
Es können,
wenn ihr zu eurer Mitte kommt, in euch ruht, einfach Bilder entstehen, das ist
ganz natürlich, wobei die Psyche den Zustand, in dem ihr euch befindet, einfach
in Bilder übersetzt und euch diese Bilder sichtbar werden läßt. Nimm das
einfach an als etwas, was passiert ist. Es kann sein, daß, wenn du die Übung
öfters machst, ähnliche Bilder auftauchen. Nimm sie einfach an, schau sie an!
Wenn du willst, kannst du dich fragen, was sie für dich bedeuten, aber das
Wesentliche ist, daß du sie annimmst. Du mußt sie nicht unbedingt hinterfragen.
Ich beschäftige mich momentan sehr viel mit meiner Rolle,
die ich spiele, auch vom letzten Harald - Seminar. Das was immer wieder
auftaucht, ist eigentlich das Bild, ich sage es mal, vom Magier. Und ich frage
trotzdem immer wieder: Ist es das eigentlich oder ist es das nicht? Ist es, was
ich gerne sein möchte, oder ist es
einfach das, was ich bin, weil das meine Rolle ist?
Ja!
Nun, nimm das Bild als solches an, daß der Magier Fähigkeiten symbolisiert, die
du dabei bist zu lernen. Du bist nicht der Magier, aber es gibt einen Magier in dir, wenn man so
möchte. Und wenn so ein Bild auftaucht, dann vermittelt dir die Psyche, daß
diese Qualitäten jetzt wachsen in dir. Es gibt auch so etwas, wie: Du als
Wachbewußter verbindest dich bewußt mit diesen Qualitäten des Magiers. Du wirst
ein Stück weit zum Magier oder der Magier wird ein Teil von deiner
Persönlichkeit. Der Magier als kraftvolles Wesen, das Dinge zu lenken versteht,
wird ein Teil deiner Persönlichkeit. Das drückt das Bild aus. Ja? Nimm es
einfach an! Das bedeutet nicht, daß du nur noch Magier bist oder wirst, sondern
daß diese Kraft, die dieses Bild oder diese Vorstellung symbolisiert, in dir
wächst und ein Teil von dir wird. Macht
das Sinn für dich?
Mmhm!
Gut!
Dann war da noch eine Frage?
Teilnehmer: Ich versuche es einmal. Mir hat man gelehrt, daß meine Phantasie
des öfteren durchdreht. Ich habe manchmal Schwierigkeiten dann, mit dem Wort
umzugehen. Was heißt Phantasie? Wenn ich mich in eine Blume hineinversetze und
das empfinde, also das Gefühl habe, jetzt diese Blume einfach selbst zu sein,
so wie du vorher auch gesagt hast, man könnte spüren, ob ein Ei gekocht ist
oder nicht, dann muß doch irgendwo etwas da sein. Was ist jetzt der Unterschied
zur Phantasie, ob die jetzt durchdreht oder ob ich tatsächlich jetzt die Blume
bin. Also für mich war das so, daß ich das Empfinden hatte, ich frage eine
Blume: Hat sie Wasser? Und auf einmal hatte ich das Gefühl, selber die Blume zu
sein, bekam kalte Füße und wußte, sie hat Wasser, und ich hatte auch das
Gefühl, die Blume in dem Moment zu sein, auch das ganze Wesen, das Blumige von
einer ganz bestimmten Blume jetzt .
Stefan II: Ja, nun all
deine Wahrnehmungen, Empfindungen, Vorstellungen und Phantasien sind völlig in
Ordnung. Vergiß einfach das, was andere Menschen zu dir darüber gesagt haben.
Nimm deine Empfindungen an, nimm deine Wahrnehmungen an, so wie du es
empfindest, so wie du es wahrnimmst. Was jetzt Phantasie ist, was Wahrnehmung
ist, ob das noch in den Bereich der Phantasie gehört, wenn du dich als Blume
empfindest, ist im Grunde genommen belanglos. Gewisse Menschen würden sagen, du
phantasierst, du drehst durch, wir würden das so nicht sehen.
Diese
Wertung, die da gemacht wurde über dich, ist eine Wertung von Menschen, die von
solchen Dingen nichts verstehen, die kein Verständnis dafür haben und die sich
auch überhaupt nicht vorstellen können, daß ein Mensch sich mit dem Bewußtsein
einer Blume verbinden kann, daß ein Mensch die Qualität einer Blume in sich
aufnehmen kann. Solche Menschen haben das zu dir gesagt. Das sind Menschen, die
sich sehr getrennt haben von der Existenz, in der sie leben und hauptsächlich
dem Verstand gehorchen, dem Intellekt gehorchen und sich in diesem Bereich
bewegen. Für den Intellekt sind diese Phänomene unverständlich.
Nimm
das alles so an, egal was andere darüber gesagt haben, und auch ohne dich zu
fragen, ist das jetzt Phantasie oder nicht, denn es gibt da keine Grenze.
Phantasie ist ein Wort, ein Begriff. Was bedeutet Phantasie? Jeder legt diesen
Begriff anders aus, nicht wahr. Wenn du dich als Blume empfindest, dann nimm
das als das an, was es ist. Du empfindest dich als Blume, ganz einfach.
Danke!
Teilnehmer: Die Kraft ist mehr im Bauch und das Zarte
ist in den Händen, in den Armen und auf der Haut, finde ich so!
StefanII: Ja! Das kann
gut so sein, das muß aber nicht unbedingt so sein. Und das darf jeder so
empfinden, wie er möchte. Es ist ganz wichtig, nicht zu sagen, die Kraft ist an
einer bestimmten Stelle. Viele Menschen empfinden sie im Bauch oder auch in der
Lunge, je nach dem. Es ist wichtig, daß ihr das, was ihr empfindet, und auch
die Stellen, an denen ihr das empfindet, so annehmt, denn die Kraft fließt da,
wo ihr sie annehmt.
Wenn
ihr euch darauf konzentriert, daß eure Kraft durch die Füße kommt, dann wird
sie durch die Füße kommen, einfach weil das dann eurer Vorstellung entspricht
und ihr dahingehend die Energie öffnet. Die Kraft oder Energie fließt nicht in
Wirklichkeit durch den physischen Körper, in erster Linie durch den ätherischen
oder den Astralkörper, und da kann sie überall fließen.
Es
ist ganz wichtig, daß ihr alle Phänomene, die bei einer solchen Übung
auftauchen, annehmt und daß ihr sie annehmt als etwas ganz Individuelles von
euch, daß ihr z.B. Gefühle von Wärme oder von Druck, von Sensationen am Körper
oder auch von Bildern, wie das hier der Fall war, nicht hinterfragt, nicht an
ihnen zweifelt, sondern einfach sie beobachtet, sie annehmt und beobachtet.
All
das zeigt etwas über euch, und all das sind Tore zu euch selbst. Je mehr ihr
auf diese Dinge achtet, je mehr ihr sie respektiert, desto mehr erkennt euch
darin, so wie du deine Wahrnehmungen achtest und völlig vergißt, was irgend
jemand mal darüber gesagt hat. Es ist sinnvoll, ganz das zu achten, was ihr
wahrnehmt und spürt, wo ihr die Kraft empfindet, was ihr für Gedanken oder
Bilder habt, denn all diese Dinge sind Tore zu euch selbst. Ihr, ihr habt die
Möglichkeit, dadurch zu erkennen und auch zu euch selbst zu finden.
Teilnehmer: Am Ende dieser Übung war bei mir ein Zustand sehr großer
Stille, aber auch keine Wahrnehmung mehr oder fast keine Wahrnehmung mehr, also
ich hätte in diesem Zustand eigentlich weder etwas beobachten können noch
handeln können. Irgendwie habe ich so das Gefühl, als ob das zwar ein sehr
schöner Zustand ist, aber ich kann ihn gar nicht für etwas verwenden außer
diese Stille zu empfinden, nichts mehr
zu empfinden.
Stefan II: Nun, in
diesem Zustand verändert sich die Wahrnehmung. Die Wahrnehmung ist vielleicht
anders als vorher. Wenn du wieder in diesen Zustand gehst, wirst du sehen, daß
da doch Wahrnehmung ist. Daß du nicht in der Lage bist, direkt aus diesem
Zustand zu handeln, zeigt, daß du in diesem Fall sehr tief zu dir gekommen
bist, daß deine Aufmerksamkeit sehr weit nach innen gegangen ist und weg von
aktiv handelnden Impulsen im Außen. Das ist durchaus in Ordnung.
Die
Wahrnehmung ist auf dieser Ebene verändert, feiner und kann durchaus auch mit
einem Moment tiefer Stille einhergehen. Nimm das einfach an als etwas, das
passiert ist. Wahrnehmung verschwindet nicht wirklich. Es kann sein, daß in
tiefer Stille die Wahrnehmung anders funktioniert, in der Weise, daß ihr
wahrnehmt, aber die automatisch in euch reagierenden Teile eurer Psyche nicht
mehr da sind. Es findet keine innere Reaktion mehr statt, wenn ihr tief in
euch, tief in der Stille seid und es sieht dann so aus, als ob da überhaupt
keine Wahrnehmung ist. Experimentiert einfach mit diesem Zustand.
Teilnehmer: Ich habe so ein Kribbeln gehabt, daß so stark war, daß es
fast ein bißchen schmerzhaft war. Heißt das, daß ich dieses Kribbeln nicht
angenommen habe?
Stefan II: Wo war das?
Ganz ringsherum.
An
deinem Körper?
Ja! Es war auch mal so ein Zucken, ein
ganz starkes Kribbeln ringsherum.
Ja!
Auch das ist in Ordnung. Beobachte das! Es kann so etwas sein wie nervöse
Entladungen, wo der Körper in einen Zustand tiefer Entspannung geht und dafür
sich aber bestimmte Ladungen im Sinne von Spannungen entladen müssen. Es kann
auch sein, daß durch die Tiefe und Stille der Körper sich für neue Energien
öffnet und du dies außerdem auch wahrnimmst aufgrund deiner extremen
Achtsamkeit, daß du etwas am Körper wahrnimmst, was du sonst nicht wahrnimmst.
Beobachte das einfach! Wenn da Schmerz entsteht, beobachte einfach diesen
Schmerz! Geht da ganz hinein mit eurem Bewußtsein! Der Schmerz wird dadurch
verschwinden.
Je
bewußter ihr dahin geht, desto mehr passiert da energisch. Da können
Veränderungen auf körperlicher, auf zellulärer, auf der Nervenebene
stattfinden, aber auch Veränderungen in eurem Ätherleib, in eurem Biokörper.
Nehmt das an und nehmt das auch an als interessantes Phänomen, wobei ihr
einfach euren Körper und eure Energien, wie sie fließen, ein Stück weit mehr
kennenlernt.
Gibt
es noch eine Frage?
Teilnehmer: Ich wollte fragen, ob du die Morgenstunden für günstiger
hältst für diese Übung oder abends vor dem Schlafengehen?
Stefan II: Generell,
könnte man sagen, sind die Morgenstunden, vorausgesetzt ihr seid morgens
tatsächlich wach, günstig. Wer morgens eher verschlafen ist, müßte sich
vielleicht erst ein wenig wach machen. Grundsätzlich ist es so, auch hier gilt:
Ihr findet es für euch selbst heraus. Probiert das aus!
Jeder
Mensch ist individuell, der eine mag so etwas mehr am Morgen, der andere mehr
am Abend. Morgens ist es insofern gut, als der Körper entspannt ist, auch der
Geist ist still, und auch der Geist hat durch die Träume mehr Energien, er ist
aufgeladen in der Nacht. Er hat neue Spannkraft, neue Aktivität und neue
Wahrheit. Morgens ist nicht schlecht, aber, wie gesagt, jeder entscheidet das
für sich.
Es
ist ganz wichtig, auch auf diesem Weg hin zu eurer persönlichen Mitte, zu eurer
Kraft, das selbst herauszufinden, eigene Erfahrungen zu machen, eigenes Wissen
anzuhäufen, um dann euren ganz eigenen individuellen Weg gehen zu können, euch
selbst dabei kennen zu lernen, Kontakt zu bekommen, um zu wissen, wann ist es
für mich gut.
Teilnehmer: Ich habe noch eine Frage. Bei mir verspannen sich immer
wieder die Schulterblätter, die Muskulatur da hinten runter.
Stefan II: Du meinst
jetzt bei der Übung oder eher tagsüber?
Also jetzt bei der Übung auch immer
wieder. Da konnte ich es wieder lösen, da war es ganz weg, aber dann merke ich,
daß das wieder ...
daß
das wieder auftaucht. Dann wäre eine Möglichkeit, daß du es ganz entspannt im
Sitzen oder auch im Liegen machst, um diese Anspannung zu verhindern.
Aber ich merke halt auch, wenn ich
liege, daß mir dann die gleiche Stelle bis hoch zum Nacken spannt. Es ist nicht
immer. Ich habe es in letzter Zeit auch wesentlich lockerer gekriegt, aber ich
merke, egal ob ich liege oder stehe, daß es immer wieder auftritt.
Genau
genommen ist diese Verspannung nicht während der Übung, sondern du bist sehr
viel und sehr häufig verspannt. Wenn du solche Übungen machst, erhöht sich
deine Wahrnehmung, du nimmst mehr und mehr von dir wahr und auch von deinem
Körper. Dann tritt diese Verspannung dadurch in den Vordergrund, tritt in deine
Wahrnehmung. Was du tun kannst, ist immer tief einatmen, wenn du diese
Verspannung spürst. Du kannst diese Verspannung durch Atmen lösen.
Experimentiere damit herum!
Teilnehmer: Ich habe auch noch eine Frage: Wenn man so sensibel wird,
dann ist es mir schon ein paarmal passiert, daß ich dann irgend etwas rieche,
das ich vorher nicht gerochen habe. Kann das sein, daß man da Düfte wahrnimmt,
die man vorher nicht wahrgenommen hat und die wirklich riecht?
Stefan II: Durchaus!
Daß die so fein sind, daß man die
vorher nicht gerochen hat.
Ja,
auf jeden Fall! Das ist sogar wahrscheinlich. Wenn Ihr diese Übung öfter macht,
dann kann es sein, daß ihr, wenn ihr vors Haus tretet oder Auto fahrt oder in
die Stadt geht, daß ihr plötzlich viel intensiver riecht.
Danke schön !
Im
Grunde ist das auch der Zweck der Übung. Der Geruchssinn verbindet euch mit all
dem was ist. Mehr zu riechen, mehr wahrzunehmen bedeutet auch mehr da zu sein,
mehr hier zu sein, mehr anwesend zu sein. Das bedeutet auch wiederum mehr in
seiner Kraft zu sein. Wer nichts oder nur wenig von seiner Umgebung wahrnimmt,
der ist auch nicht in seiner Kraft, in seiner Energie. Da fließen die Energien
nicht. Er hat sich sozusagen von der Umwelt, aber auch von seinem eigenen Leben
zurückgezogen.
Das ist ja ein positiver Effekt dann,
daß man das dann riecht
Ja!
Aber ich habe auch in der Entspannung
oft ein ganz großes Brennen in der Zunge, so ein richtiges Fließen, und die
wird dann so heiß, daß ich denke, sie brennt durch. Ist da soviel Energie
gestaut? Oder was ist das für ein Phänomen?
Das
ist unangenehm?
Ich weiß nicht. Es geht schnell vorbei.
Ja,
beobachte es einfach! Schau da einfach hin! Du kannst versuchen zu atmen, aber
das Wesentliche ist einfach zu beobachten. Wenn ihr sehr viel solche Phänomene
beobachtet, dann verändern sie sich. Es kann sein, daß dein ganzer Mundraum und
diese Wärme, diese Hitze sich auf deinen ganzen Körper ausbreitet irgendwann
und die Energie mehr fließt und sich mehr verteilt.
Das ist dann mehr eine
Energiewahrnehmung und keine Blockade?
Ja!
Ja!
Ja!
Gut,
dann wollen wir damit abschließen und euch viel Freude bei der Übung wünschen
und viel persönliche Stärke und Sensibilität.